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Viele werden es schon vor Erscheinen dieser FFX-Ausgabe auf der DFV-Website wahrgenommen haben: Das ESGRating ist nun mit zwei der in Deutschland als eher größer geltenden Drop Zones – namentlich FSZ Saar und GoJump Berlin – gestartet. Angesichts der nach wie vor immer wieder mal kritischen Presse zum Fallschirmsport als Umweltsünder und Ruhestörer ein wichtiger erster Schritt.

Sprungplatzbetreiber mögen dem Thema Nachhaltigkeit (noch) unterschiedlich hohe Bedeutung beimessen, aber wie beurteilt unsere wirtschaftlich für die meisten Betriebe wichtige Kundengruppe, namentlich die KÄUFER eines Tandemtickets (Käufer ist nicht immer auch Springer, wie wir wissen) diese Frage? Sind diese Kunden bereit, einem nachvollziehbar nachhaltigen Angebot den Vorzug zu geben, auch wenn dieses vielleicht etwas teurer ist?

Wir haben auf der DZ in Gransee eine Stichprobe von 231 genau dieser Kunden quer durch Altersgruppen und Geschlechter befragt: 102 hatten das Ticket gekauft, um selbst zu springen, 129 hatten gekauft und verschenkt und begleiteten (teils ebenfalls springend) nun die beschenkte Person. Die Frage war einfach:

Würde es Ihre Entscheidung für einen Sprungplatz bzw. Anbieter positiv beeinflussen, wenn sich dieser ernsthaft und nachprüfbar um eine ökologisch, sozial und unternehmerisch nachhaltige Unternehmensführung bemüht?

Die Antworten waren sehr ermutigend:

Sind solche Antworten ehrlich? Vermutlich nicht alle, aber Berliner Kunden werden nicht anders antworten als Kunden aus anderen Bundesländern. Doch selbst wenn wir unterstellen, dass der eine oder die andere eine „sozial erwünschte“ Antwort gab, so bleibt doch festzustellen, dass vermutlich mindestens ein Drittel der Kunden sogar etwas mehr bezahlen würde, wenn das Angebot nachvollziehbar nachhaltig ist. Und das in Zeiten hoher Zinsen und Preise und einiger Verunsicherung.

ABER IST NACHHALTIGE PRODUKTION ÜBERHAUPT ZWINGEND TEURER?

Weder das FSZ Saar noch GoJump Berlin fallen im Vergleich der deutschen Drop Zones als teure Anbieter auf, wobei in beiden Betrieben für die Zertifizierung keine Prozesse wesentlich verändert, sondern lediglich schon praktizierte Verfahren beurteilt wurden, die also auch schon länger Basis der Preisgestaltung waren und sind. Schon lange galt hier z.B. die Erkenntnis, dass solide Aus- und Weiterbildung des Personals nur vordergründig Geld kostet, es dann aber über einen effizienteren Betrieb mehrfach wieder einspielt. Oder dass ohne Sportförderung schon mittelfristig die wirtschaftliche Basis bröckelt. Das FSZ Saar geht u.a. mit Solarenergie plus Batteriespeicher und Ladestation einen konsequent nachhaltigen Weg und ist damit Vorbild für GoJump und hoffentlich
auch andere Betriebe. Es braucht auch keine höhere Mathematik, um einfach buchbare Maßnahmen wie eine CO2-Kompensationszahlung als für das finanzielle Ergebnis bedeutungslos zu entlarven – bei gleichzeitigem Imagegewinn.

DAS DFV-ESG-RATING IST DYNAMISCH

In beiden geprüften Betrieben gibt es noch Dinge, die man weiter verbessern kann und auch wird, denn das DFV-ESG-Rating ist ja bewusst nicht statisch, sondern weist Potentiale aus und belohnt Verbesserung. Außerdem wird das Rating selbst laufend weiterentwickelt und der Wirklichkeit der Betriebe angepasst. So ist z.B. gegenwärtig in der Prüfung, ob die Gewichtung des Kriteriums „Sicherheit und Selbstbestimmungsgrad der Treibstoffversorgung“ verändert wird, da wenige Betriebe über eine eigene Tankstelle verfügen, die naturgemäß höhere Freiheitsgrade in der Beschaffung bietet.

DIESEN ZIELEN FOLGEN WIR: UN SUSTAINABLE DEVELOPMENT GOALS

WERDEN ALLE AM ENDE GLEICHE PUNKTZAHLEN HABEN?

Nein, denn wir sind nicht alle gleich. Es wird dauerhafte Unterschiede geben und das kann auch gar nicht anders sein. Ein Betrieb mit Graspiste wird immer weniger versiegelte Flächen nutzen und damit unter diesem Kriterium nachhaltiger arbeiten als einer, der eine Betonpiste nutzt. Aber gleichzeitig gibt es
viele Bereiche, in denen echtes Engagement z.B. in der Jugendarbeit und Sportförderung oder bauliche Spielräume z.B. für PV kleine Nachteile in anderen Themen relativ leicht überkompensieren helfen.

WIRD ERNSTHAFT GEPRÜFT? FOLGT DAS RATING ANERKANNTEN STANDARDS?

Helmut Bastuk kann hier für das FSZ Saar, Nga Dieu für GoJump Auskunft geben. Sie sind sich nach intensiven Vorgesprächen und dem Prüfungsprozess einig in der Einschätzung, dass die vom DFV beauftragte ESG-Expertin Elizabeth Elkasas zwar wohlwollend, aber eben auch genau und objektiv die beträchtlich lange Liste der Ziele der United Nations Sustainable Development Goals abarbeitet. Die UN SDG sind die derzeit wichtigste Zielstellung für Nachhaltigkeit und die von Elizabeth für unsere fallschirmsportliche Umgebung abgeleiteten Kriterien zahlen voll auf diese Ziele ein. Jeder Betrieb oder Verein, der sich diesem Rating stellt, kann mit der Zertifizierung guten Gewissens um die immer nachhaltigkeitsorientierter entscheidenden Kunden werben, ohne dabei Gefahr zu laufen, sich mit dem Vorwurf des Greenwashings konfrontiert zu sehen.

DER ANFANG IST GEMACHT … ABER …

Zwei Betriebe sind ein Start, mit dem auch die Öffentlichkeitsarbeit zur Imagekorrektur des Fallschirmsports etwas neuen Schub bekommen wird. Jetzt geht es darum, mehr Vereine und Betriebe für eine Teilnahme am ESG-Rating zu gewinnen. Einfach weitermachen wie bisher erscheint angesichts gelegentlich geradezu grotesk verzerrender Berichterstattung über unseren Sport nicht angeraten.

Beispiel gefällig? So werden wir öffentlich in sonst als leidlich seriös geltenden Medien dargestellt:

CO2-AUSSTOSS UND KLIMAWANDEL
WIE REICHE IHRE SCHLECHTE KLIMABILANZ RECHTFERTIGEN

SUV und Fernreisen: Wer viel Geld hat, hat meist auch einen großen CO2-Fußabdruck. Britische Forscher haben sich angesehen, wie die Reichen ihre Untätigkeit in Sachen Klimaschutz begründen – und leiten daraus politische Empfehlungen ab.

Die Upperclass als Forschungsobjekt: Welche Strategien haben Reiche, um ihren klimaschädlichen Lebensstil zu rechtfertigen? Die Frage wurde nun untersucht. (Getty Images / Joe McBride)

Quelle: www.deutschlandfunk.de/klimabilanz-reiche-rechtfertigungen-100.html

Tja, DZ-Lagerfeuergespräche, die mit der Frage „… und was machst du so beruflich?“ gewürzt werden, dürften den Eindruck überdurchschnittlichen Reichtums der Sportspringer in der Regel nicht verstärken. Der springerische Alltag ist dann doch eher von mehr oder minder sorgsamer Budgeteinteilung
bestimmt. Da ist wohl noch etwas Aufklärung zu leisten.

FALLSCHIRMSPRINGER SIND KEINE KAFFEE-FLIEGER

Gerade auch im Kontext verzerrter Berichterstattung bestätigt sich erneut die Richtig- und Wichtigkeit unseres Austritts aus dem DAeC. Als Springer ist das Flugzeug für uns nur Hilfsmittel und die von diesem ausgehende CO2- und Lärmemission ein bedauerliches, gegenwärtig noch nicht vermeidbares Übel.
Fallschirmsport ist Athletik, kein von Verbrennertechnik angetriebenes Herumkreisen. Der DAeC vertritt aber auch die Interessen derer, die diese Emissionsgeräte als Selbstzweck betreiben. Diesen deutlichen qualitativen Unterschied müssen wir ins öffentliche Bewusstsein bringen und uns von diesem
immer mehr in die Kritik geratenden Verhalten absetzen.

Der Start zu mehr und vor allem besser öffentlich sichtbarer Nachhaltigkeit im Fallschirmsport ist gelungen, die Notwendigkeit eines Imagewandels liegt auf der Hand. Mehr aktive Beteiligung wäre wünschenswert, denn es geht hier immerhin um einen Baustein für den Erhalt des Fallschirmsports.

Ansprechpartner ESG des DFV
Jan Dietrich Hempel

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