Anzeige

HTML Code here

Eigentlich … ja, eigentlich sollten wir schon lang wieder in der Luft sein, die ersten schönen Sprünge nach der Winterpause hinter uns, die Nervosität der ersten Steigflüge verdaut, wieder ein bisschen sicherer gefühlt nach den kalten Monaten des Wintergroundings.

Stattdessen groundet uns jetzt Mr. Corona, und uns bleibt nichts als zu warten, zu hoffen und im FFX zu blättern. Und vielleicht ein wenig über das eine oder andre nachzudenken.

Auf alle Fälle beruhigt es mich persönlich schon sehr, dass unser Verband derzeit händeringend alles versucht, um uns wieder da hinzubringen, wo wir alle sein wollen. An der frischen Luft in 4000+ Meter Höhe.

Eigentlich (eigentlich ist eigentlich kein Wort) heißt diese Rubrik ja „Geschichten aus der Fallschirmwerkstatt“, nur könnten wir euch derzeit nur die Vor- und Nachteile verschiedener Baumwollarten zur Herstellung von Gesichts-Schlüpfern/Behelfsmasken/Atem-… (hoppla, beinahe hätte ich das böse Wort verwendet …) erzählen. Da ihr aber alle bereits den Sinn dieser Teile kennt und löblicherweise jeder von euch eine verwendet, kann ich mir das sparen und mich anderen Gedanken zuwenden.

Kappmesser ist das heutige Thema, dem ich mich widmen will. Wobei Messer ja als solche eine gruselige Vorstellung im Zusammenhang mit unsrer Ausrüstung sind. Messer machen Löcher, machen Schnitte, alles Dinge, die wir bei unsrem sensiblen Material nicht haben wollen.

Wann brauchen wir dann eins? Und warum? Die Antwort ist ganz einfach:

Eigentlich (!!!) nie. Für nichts. Das hängt da rum, manche Plätze verlangen es, oft geht’s auch im Freifall mal verloren, weil die Befestigung nicht hält, „egal, ist dann so, irgendwann hol ich mir wieder eins …“

Aber doch, da gibt es doch diesen einen Fall, wo … Richtig, es gibt ihn, den berühmten „worst case“, bei dem euch eben nichts andres übrig bleibt, als euer Kappmesser zu benutzen.

Auf dem Youtube-Channel „Westerwings Tutorials“ habe ich unter die Playlists ein Freaky Friday Video von Daria Kiyan gestellt, eine Springerin, deren Cutaway einer Highspeed-Malfunction gründlich schief ging, weil ihre Hauptkappe durch eine Fehlfunktion des rechten Dreiringsystems dranblieb.

Scannt einfach den AR+ Code auf dieser Seite hier, dann könnt ihr euch das Video direkt ansehen (by the way, ich find das neue AR+ Medium mega!!!!).

Zum Youtube Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCPM_Wp8OBI4eJl5t2KrTn0g

Daria war bereits reichlich tief, nachdem ihr Hauptschirm nicht korrekt öffnete, vom Erkennen, dass der Schirm noch dranhängt bis zum Abschneiden des rechten Risers vergingen wertvolle 46 Sekunden, während denen sie durch den Orbit drehte. In diesem Fall, Gott sei Dank, recht langsam.

Letztendlich hat sie alles perfekt gelöst, richtig reagiert und sie hatte das richtige Messer dafür. Ein Messer, welches auch Gurte durchschneidet. Was leider längst nicht jedes tut.

Das soll hier kein Bashing werden, auch keine Werbung, aber es gibt Messer, die schneiden alles, und es gibt andere, da passiert nichts, außer dass die Klinge bricht.

Was macht ein gutes Messer aus?

Jup, es muss schneiden! Sauber schneiden. Ohne viel Druck. Ein glatter Schnitt.

Habt ihr euer Messer schon mal ausprobiert? Nehmt euch mal ein altes Stück Gurt, oder die alten Leinen vom letzten Relining und probiert das aus. Da oben ist keine Zeit für Tests. Schneidet die Klinge auch, wenn kein Zug auf dem Material ist? Oder verkantet es sich und ihr müsst neu ansetzen?

Zur Klinge: Die meisten günstigeren haben nur eine Klinge, aus dem gleichen Material wie die Tapetenschneider, sehr dünn, und damit auch zerbrechlich, wie auf dem einen Foto hier zu sehen.

Bei manchen Messern ist es nur sehr schwer realisierbar, ein Stück Gurt oder eine Vectranleine zu durchtrennen, probiert das aus!!!

Zwei Klingen, nicht unbedingt das billigste Material, sollten es schon sein. Auch dafür gibt es verschiedene Anbieter, und wer bei diesen „worst case tools“ wirklich zuerst auf den Preis schaut, der kommt dann auch ohne zurecht.

Wie alt ist euer Messer, wie lang ist es schon an eurem Gurtzeug? Die angesprochenen Tapetenklingen rosten irgendwann, was die Schneidfähigkeit nicht unbedingt unterstützt.

Habt ihr euer Messer denn schon mal gepflegt? Gesäubert? Geölt? Einmal im Monat während der Saison rausgeholt, den angesammelten Dreck entfernt, ordentlich getrocknet und die Klinge mit ein wenig WD40 behandelt? Ich seh schon, alles schreit „Hier“ 🙂

Zu guter Letzt noch ein weiterer Punkt, an den man nicht unbedingt denkt. Im Video sieht man, wie Daria kurz am Suchen ist, bevor sie das Messer ziehen kann. Anschließend vergeht weitere Zeit, umzugreifen, damit sie das Teil auch benutzen kann. Und wie gesagt, sie hatte Glück, dass die Situation langsamdrehend war.

Stellt euch vor, ihr rotiert im Panoramamodus mit 2 Umdrehungen pro Sekunde durch den Orbit, weil irgendwas komplett schiefgelaufen ist. Seid ihr in der Lage, euer Messer sofort zu ziehen? Übt ihr das zwischendrin? Wisst ihr denn genau, wo es sitzt, und kommt notfalls blind da dran?

Nach dem Ziehen habt ihr in den meisten Fällen nicht das Messer, sondern nur den Schniepel in der Hand, mit dem das Teil am Gurtzeug befestigt ist. Könnt ihr umgreifen? Könnt ihr richtig reagieren?

Wir haben den schönsten Sport der Welt, mit unglaublichen intensivsten Momenten. Dazu gehört aber auch, dass es manchmal verdammt schnell gehen muss. Und ich hoffe für euch, für uns, dass ihr immer (Achtung, jetzt kommts:)

GUT ABSCHNEIDET!!

Passt auf euch auf, bleibt gesund, tragt eure Masken und lasst euch nicht anhusten, wir sehen uns wieder!

Euer Raphael, euer Sepp

0 Shares

Categories

Anzeige

HTML Code here