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Zuerst mal ein riesengroßes Dankeschön. An den DFV natürlich, dass wir dieses Forum nutzen konnten, aber vorallem an euch. Fürs Zuhören und, viel wichtiger, euer Feedback!

Natürlich blieb die eine oder andere Frage offen, in der Kürze der Zeit konnten wir auf der SITA nicht drauf eingehen, dazu ist das Thema „Gebrauchtsysteme“ viel zu komplex. Wir wollten in erster Linie zum Nachdenken anregen, zum „Hinterfragen“, unser Ziel ist es, ein wenig Licht in diese Materie zu bringen, etwas Aufklärung zu betreiben. Und dazu gehört es für uns, erstmal, wenn auch überspitzt, auf die Missstände einzugehen, die uns leider nahezu täglich begegnen.

Jeder, der die vergangenen Jahre ein gebrauchtes Gurtzeug gesucht hat, hat das selbe Problem. Es gibt nicht viel, und das  was angeboten wird, erscheint überteuert. Gerade im Anfängerbereich scheint es fast unmöglich, etwas passendes, sicheres in gutem Zustand zu finden.

Letztendlich liegt es aber an euch, uns technisches Personal zu involvieren, zu fordern. Dafür sind wir letztendlich da, ob nun nebenberuflicher Fallschirmwart oder Vollzeit–Techniker.

Wie kaufe ich denn nun etwas geeignetes gebrauchtes für mich?

Zuallererst, der Glücksfall, passendes Gurtzeug mit „still crispy“ Kappe in richtigem Zustand, richtiger Größe, guter Reserve und gültigem AAD unter 3000 Euro zu finden, ist leider eher selten geworden.

Viel öfter ist es mittlererweile Usus, einzelne Komponenten zu kaufen und das dann alles „irgendwie passend“ zusammenzustellen. Mit lustigsten Ergebnissen…..

Das allerwichtigste ist am Anfang noch nicht mal der Container. Viel wichtiger, kümmert euch zuerst um einen Haupt- und Reservefallschirm in adäquaten Größen, bevor ihr kauft, fragt Eure „Rigger“, fragt Eure ehemaligen Lehrer, bezahlt technischem Personal notfalls ein paar Euro, dass sie sich eure Wahl VOR dem Kauf mal ansehen. Oft merkt man als Neuling nicht, ist der Stoff wirklich noch in Ordnung, sind die Verstärkungen und Vernähungen ok, sind die Leinen noch gut. Ist das Schätzchen überhaupt noch lufttüchtig?

Erst dann macht ihr euch auf die Suche nach einem passenden Container für die gefundenen Kappen.Dabei ist erstmal eines wichtig: ER MUSS PASSEN! Ob er für die gefundenen Kappen geeignet ist, lässt sich aufgrund der Volumechart-Listen der Hersteller prüfen. Sind auf deren Webseiten abrufbar. Ansonsten: Fragen kostet nichts 😉

Wie sitzt ein Gurtzeug richtig:

Zieht das Teil so an, als würdet ihr gleich zum Flieger rennen. Wie fühlt es sich an? Schmiegt es sich an Euch oder habt ihr das Gefühl, eure Oberschenkel sind schon leicht Richtung Ohren gezogen?

Wo sitzt das Dreiring-System? Weder macht es Sinn, wenn es auf den Schultern oben aufsitzt noch an der Brust. Höhe Schlüsselbein ist schon mal ein guter Ansatz.

Quergurte: Parallel zum Boden, gut sitzend an den Seiten Höhe Bauchnabel ist gewünscht. Schaut euch das Foto an und stellt euch vor, der Betreffende macht jetzt Sitfly…

Kragen oder Yoke: Dass es nichts bringt, wenn die Gurte soweit auseinander sind, dass man euch das System von den Schultern ziehen kann, klingt logisch, richtig? Ebenso bringt es gar nichts, wenn alles so eng ist, dass ihr bei jeder Schirmöffnung Ohrfeigen kassiert (es sei denn, ihr steht drauf?).

Auch die Länge der Hauptgurte (das sind die Hosenträger vorne) ist entscheidend. Womit wir wieder bei der Lage des Dreiringsystems wären. Aber auch bei der Position der Hüftverbindung (das ist da, wo die Quergurte mit den Hauptgurten verbunden sind). Hüftverbindung heisst so, weil….richtig, sie soll ich auf Höhe der Hüfte, genauer gesagt der Hüftknochen befinden. Es sei denn, es handelt sich um ein Gurtzeug, welches auf Taille gearbeitet ist, die ist höher als die Hüfte.

Ihr seht, auch wenn man versucht es einfach zu halten, es wird kompliziert.

Ein kleiner Tipp hierzu: Lasst euch doch von den Verkäufern die Seriennummern der betreffenden Gurtzeuge geben. Mit diesen Nummern geht ihr zu euren „Riggern“. Diese können euch richtig vermessen und, Achtung, jetzt kommts, mit den Herstellern Rücksprache halten, für welche Maße dieses System denn gemacht wurde. Und für welche Schirmgrößen. Und ob es überhaupt hier in Deutschland zugelassen ist. Damit wäre „Try and Error“ von Anfang an ausgeschlossen. Auch hier, ja es kann sein, dass ihr für den Service ein paar Mark bezahlen müsst, aber das ist auf alle Fälle günstiger, als euch das „Unicorn“-Schnäppchen von der SITA um die Schultern zu hängen und am Boden bleiben zu müssen.

Beim AAD ist es nicht ganz so schwer, da diese, auch gebraucht, immer ihren Wert haben, und je nach Hersteller durch laufende Checks und Prüfungen auch immer auf dem neuesten Stand sind. Nehmt das beste, was ihr kriegen könnt, auch da hilft euch gern euer „Rigger“ weiter.

Letztendlich gibt es nur noch einen Punkt, und das ist der Wert. Im Fallschirmbereich gibt es keine „Schwacke-Liste“ oder ähnliches. Man findet nur Listen für AADs, da es da sehr einfach ist, mehr aber nicht.

Ansonsten gilt derzeit im Gebrauchtmarkt z.B., dass 170er höherpreisiger sind wie gleichaltrige 120er, kleingeschnittene Gurtzeuge teuerer sind wie größere (die Neuanfängerinnen in diesem Sport haben gottseidank andere Figuren als die Kerle, was die Suche aber nicht einfacher macht), kleinpackende Schirme, sowohl Reserven als auch Hauptkappen sind überproportional teurer als normalpackende, kurz dieser Markt wird noch weit mehr als anderswo von Angebot und Nachfrage bestimmt und es ist sehr schwer, dafür eine pauschale Formel zu nennen.

Früher war es relativ einfach, ein Gurtzeug oder Schirm hatte in der Regel 20 Jahre Laufzeit. Also, Neupreis geteilt durch 20 mal die Jahre, die noch bleiben. Sofern keine großartigen Schäden oder sichtbare Abnutzungen dran waren. Bei Schirmen musste man dann noch vielleicht fällige Leinenwechsel abziehen.

Ich persönlich halte mich immer noch grob an diese Regel, erstens hat ein System nach 20 Jahren seinen Dienst getan, ob nun unbegrenzte Laufzeit oder nicht, zweitens weil ich es nicht fair finde, auf einen Schirm, der die gesuchte Größe (150-170) hat, nochmal einen Nachfragebonus draufzuhauen. Es sei denn, er ist regenbogenfarben, das ist immer was Besondres 🙂

Lasst euch nicht übers Ohr hauen, fragt und testet VOR dem Kauf, nutzt die Informationen auf den Herstellerseiten, nutzt das technische Personal.

Und zum Schluss noch ein kleiner Trost für euch alle da draussen: Bald ist der Winter um, die Tage werden wieder länger 🙂

Rapahel Schlegel/Sepp Bunk

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