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1. Kurz vor Erreichen von Start- und Landeplatz sahen wir aus dem Auto bereits Fallschirme am Himmel hängen; es ging also was! Kurz darauf bogen wir mit unseren Rigs beladen um die Ecke des Parkplatzes Richtung Manifest und fielen fast über einen Rettungswagen mit geöffneter Heckklappe. Emsige Sanitäter bemühten sich um einen auf einer Trage geborgenen Funjumper. Er hatte eine schlechte Landung gehabt und als Folge einen Knöchelbruch des rechten Fußes. „Na ja! Bei so wenig Landewind und mit einer Landung auf dem hinteren Teil der Wiese mit hohem Gras erfordert es erst recht sorgfältiges, angemessenes Flaren“, meinte ein „alter Hase“.

2. Im nächsten Load eingeplant, schauten wir einige Wochen später mitten in Deutschland bei herrlichem Wetter und wenig, allerdings etwas böigem Bodenwind den Landungen der „Jumper“ zu; das Flugzeug war noch im steilen Sinkflug. „Das geht schief“, sagte ein Ausbilder; denn der Endanflug eines noch wenig erfahrenen Springers verlief nicht gut. Durch zu frühes Flaren plumpste er aus ca. 3 m Höhe auf die Landewiese – mit beiden Hacken nach unten statt in Vorbereitung eines evtl. Landefalls mit den Fußspitzen Richtung Boden. Er stand nicht auf und war offensichtlich verletzt. „Ich hatte ihn doch gewarnt,“ sagte ein Ausbilder, „von einem 190er Hauptschirm auf seinen neuen 150er umzusteigen, ist mit Risiko verbunden und bedarf sehr sorgfältigen Flarens/Abbremsens“. Der Springer hatte einen komplizierten Fußknöchelbruch und wurde im Rettungswagen zur Klinik gefahren. Es gab notwendigerweise eine Unterbrechung des Springens und einmal mehr die entsprechenden Hinweise des Ausbilders an alle Funjumper.

FAZIT

  • Akzeptiere den Rat der „Weisen“; es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen; der Weg zum „Weisewerden“ ist lang, oft auch dornenreich,
  • vor dem ersten Sprung mit neuem Gerät (z.B. unbekannter Hauptschirm!) lass‘ dich sorgfältig und intensiv von einem/-r erfahrenen Springer/-in einweisen,
  • hohe Konzentration beim Endanflug und präzises Beherrschen des Flarens sind Mindestvoraussetzungen für eine sichere Landung, insbesondere bei Anfängern/-innen in unserem Sport,
  • beim Eingewöhnen an einen neuen Hauptschirm sind eigene  Konzentration, Reaktionsvermögen, mentale Flexibilität das  Minimum für einen sicheren Sprung.

3. Bei sehr guter Bodensicht sprangen wir aus einer Porter;  eine 3er Formation (eine zierliche Springerin/ 2 Mittelgewichte), ich als Solist, 3 Tandems. Wir wurden mit starkem Höhenwind abgesetzt, der Landeplatz war gut zu sehen. Ich hielt  Umschau und pullte dann etwas höher (etwa bei 1.200m) und landete auf dem vorgesehenen Landeplatz. Dabei beobachtete ich 3 Außenlandungen jenseits der Start-/Landebahn – offensichtlich die 3er Formation. Als diese nach ihrer Wanderung  am Packplatz eintraf, war die Springerin völlig außer Atem: „Mein schöner Plan! Nach dem Exit ließ ich los, war sofort Solo und fiel mehrere Hundert Meter höher über den Zwei. Und dann mein Schirmflug, ganz anders, als ich eigentlich wollte! So gab es auch bei mir eine Außenlandung!“

FAZIT

  • Natürlich musst du vor dem Einstieg deinen Plan A haben,  auch Plan B; oft brauchst du aber nach dem sicheren Exit ein blitzschnelles Umschalten auf einen plötzlich zwingend erforderlichen Plan X, der dich zu deinem Ziel führt: sicherer Fall, sicherer Schirmflug, sichere Landung (incl. Verlassen des Landeplatzes),
  • sei flexibel auch bei deiner Pullhöhe, beim Formationsspringen müssen die Absprachen präzise, die Zeichen im „Notfall“ in Fleisch und Blut übergegangen sein und es muss gegenseitiges Vertrauen herrschen, halte am Ziel fest, nicht am Plan!

*Zur Theorie

siehe nach bei www.dfv.aero, Downloads u.a. Ausbildungshandbuch (AHB) Modul 2 „Organisation des Ausbildungsbetriebes“;

FREIFALXPRESS 3/2018 (S. 23-25) „15Min.Call 4 All“ (Tobi Scherrinsky);

INSITA 2017 zum Thema „Funktionen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten am Sprungplatz“;

Faszination Freifall: „Gekennzeichnet wird unser Sport durch hohe Anforderungen an

            – Konzentration, – Reaktionsvermögen,                                 

            – Körperbeherrschung, – Verantwortungsbewusstsein“.

Helmuth Harff

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