Alte Springer-Weisheiten werden von Generation zu Generation weitergegeben. Das ist auch gut und wichtig, denn aus Erfahrungen oder Fehlern anderer können wir einiges lernen und uns so manchen Fehltritt ersparen. Gefährliches Halbwissen ist in unserem Sport aber keine gute Ausgangssituation und kann das dünne Eis schnell zum Brechen bringen.

Neulich war ein Springer bei mir in der Loft und erzählte mir, er drehe jetzt seinen Pod nicht mehr im Container, denn dann geht der leichter raus! Soso … und warum? Das wisse er auch nicht, aber an dem Platz, wo er springt, machen das ganz viele so. Okay, das ist ein Argument! Ein Argument, welches ein bisschen an Aufklärung bedarf! Grundsätzlich kann ich nur davon abraten, Procedere in der Fallschirmtechnik zu verallgemeinern. Dafür ist das Fallschirmspringen zu facettenreich, die Ausrüstung zu spezifisch, der Markt an Herstellern zu groß und die technischen Aufbauten zu komplex. Selbst als Techniker und Fallschirmwart kann man nicht alles auswendig wissen und auf jede Frage die richtige Antwort parat haben. Die Lösung dieses Problems liegt aber greifbar nahe – der Hersteller hat ein Manual geschrieben und veröffentlicht dieses, für jeden zugänglich, auf seiner Webseite. Jeder Hersteller hat eine Bedienungsanleitung – egal ob AAD, Container, Hauptfallschirm, Reserve, akustischer Höhenwarner oder elektronischer Höhenmesser.

Wer jetzt denkt, dass diese Manuals nur für technisches Personal wichtig sind, der irrt! Hier kann der Springer nachlesen und anhand von Illustrationen (manche sind sogar schon animiert!) genau nachvollziehen, wie seine Ausrüstung aufgebaut ist, was er vor, während und nach dem Sprung zu tun hat, Belastungsgrenzen, Altersbeschränkungen, Möglichkeiten der Modifizierung, Pack- und Prüfintervalle, Gos und No-Gos usw. … Man muss nichts dem Zufall überlassen und soll sich im eigenen Interesse mit seiner spezifischen Ausrüstung vertraut machen. In den meisten Manuals wird auch der Springer (Eigentümer) zur Verantwortung gezogen und kann durch seinen Einsatz einen erheblichen Beitrag zur Sicherheit und Verschleißreduzierung beitragen. Anbei ein kleiner Auszug, der von Hersteller zu Hersteller variieren kann.

Wusstet ihr, dass …

  • man alle 50 Sprünge oder 120 Tage die Gummis am POD tauschen sollte?
  • man einmal im Monat das 3-Ring-System aushängen soll, um es zu bewegen?
  • man einmal im Monat das gelbe Trennkabel säubern sollte?
  • man nach jedem Sprung die Steuerleinen, Bridle und Killline ausdrehen soll?
  • es Hausmittel gibt, um Blutflecken (durchs Packen) am Fallschirm zu entfernen?

Im Laufe der Zeit kann sich ja auch einiges verändern, Service-Bulletins und technische Mitteilungen werden herausgegeben, Ausrüstungen werden modifiziert, bekommen ein Facelift oder neue Features werden eingebaut, die es vor einigen Jahren noch gar nicht gab – Beispiel MARD-Systeme. Deshalb ist es immer wichtig, sich das aktuelle Manual herunterzuladen, um up to date zu sein. Verallgemeinern kann man eigentlich nur, der Hersteller hat immer recht! Wenn alles so ist, wie es der Hersteller vorgibt, ist euer System lufttüchtig! Alles andere setzt die Lufttüchtigkeit außer Kraft.

In diesem Sinne, viel Spaß beim Stöbern und Lesen.

Raphael Schlegel/Sepp Bunk

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