Geschichten aus der Fallschirmwerkstatt
So oder so ähnlich soll der Titel einer Rubrik lauten, die nun in jeder FFX-Ausgabe erscheinen soll. In dieser Rubrik geht es darum, technische Dinge detailliert und allgemein verständlich anzusprechen, die uns alle angehen. In Gesprächen mit unserer Kundschaft ist oft zu merken, dass viele Fragen offen sind, die einfach nur den täglichen Umgang mit dem Gurtzeug betreffen. So kommt es oft zu falschem oder unsachgemäßem Umgang, der verheerende Folgen für die Sicherheit haben kann.
Die Fallschirmtechnik wurde über die Jahre immer besser und sicherer. Neue Innovationen fanden Einzug, die frühen „try and error“-Versuche gehören der Vergangenheit an. Unser großer Respekt gilt den Technikern der 70er und 80er Jahre, die oft Leib und Leben riskierten, um unseren Sport so sicher zu machen, wie er heute ist. Gleichzeitig hat sich aber mit immer sicherer werdenden Systemen eine Art Arglosigkeit eingeschlichen, und wir stehen heute oft in unserer Werkstatt mit großen Augen, kopfschüttelnd über das, was da wieder auf unserem Tisch liegt.
Aus diesem Grund wollen wir euch jetzt regelmäßig Dinge aus unserem täglichen Werkstattleben zeigen, die zum Nachdenken und immer wieder Kontrollieren anregen sollen.
Im ersten Beitrag wollen wir euch ein paar Fallbeispiele dessen zeigen, was leider viel zu oft reinkommt:
Falsch installierte Softlinks
In diesem Fall waren alle vier Softlinks falsch eingefädelt, Gott sei Dank ohne Folgen, obwohl das ganze Jahr damit gesprungen wurde. Wie bekannt sein dürfte, gab es 2017 einen schweren Unfall, bei dem sich ein falsch installierter Softlink gelöst hatte.
Reservepin halb herausgezogen
Im Laufe der Saison kann es so wie in diesem Fall passieren, dass der Packdruck der Reserve nachgibt. Unabhängig davon, dass ihr den Pin immer, vor jedem Sprung checken solltet, gilt eines: Wenn es euch zu locker vorkommt, dann ist es auch zu locker. Sagt dann bitte nicht: „Das geht noch für diesen Sprung“, sondern geht zu eurem technischen Personal, denn dafür sind die Techniker zuständig.
RSL verkehrt eingehängt
Häufig stehen die Springer vor der Frage, wohin mit der Überlänge der RSL-Leine? In der Regel hat der Hersteller hierfür eine Art Lasche vorgesehen, im Zweifel bitte einfach fragen. So, wie in diesem Foto ersichtlich, einmal um das Housing gewickelt, ist es schlichtweg verkehrt und kann schlimme Folgen haben.
Loop zu lang/Loop-Auge zu groß/Loop zerfranst
Der Klassiker, oder wie man immer wieder hört: „Das geht noch für heute, morgen wechsel ich ihn.“ Was durch einen reißenden Loop passieren kann, wurde in der Vergangenheit schon sehr oft erörtert, aber offensichtlich doch noch nicht genug. Man erfährt immer wieder von vorzeitigen Öffnungen, im Flieger, am Exit usw. Oder wie im Fall des Fotos hier: ein zu langer Loop, dadurch kein Packdruck, das Loop-Auge war auch zu groß, das Ergebnis war ein blockierter Hauptschirm und dadurch eine nötige Reserve-Aktivierung.
Dreiring falsch eingehängt
Auf dem Foto ist sehr gut zu sehen, dass man sowohl den mittleren als auch den kleinen Ring durch den großen Schlitzring geführt hat. Unabhängig davon, dass es gar nicht so einfach ist, das so hinzubekommen, unser Tipp an euch: Falls ihr eine Kappe umhängt, dann lasst dies bitte vom Fachpersonal kontrollieren. Es dauert nur eine Minute und kostet nichts.
Dies sind nur ein paar von vielen Kleinigkeiten, die unter Umständen böse Folgen haben können. Seid bitte achtsam, fragt nach, wenn ihr unsicher seid, verlasst euch nicht auf ein paar Bilder oder „ToDo“-Filmchen im Internet.
Wir wünschen euch auf diesem Weg ein perfektes 2018, verbunden mit dem Wunsch, dass es die unfallfreiste Saison aller Zeiten wird.
Fotos und Text: Raphael Schlegel/Sepp Bunk