Vom 6. bis zum 13. Oktober fanden in Gold Coast (Queensland, Australien) die FAI World Parachuting Championships 2018 statt. Mehr als 400 Teilnehmer aus insgesamt 25 Nationen ermittelten über der traumhaften Kulisse des Surfers Paradise die neuen Weltmeister in den Disziplinen: ARTISTIC EVENTS (Freefly & Freestyle), CANOPY FORMATION (2way- und 4way Sequential sowie 4way-Rotation), FORMATION SKYDIVING (4way, 4way Female, 8way und Vertical Formation) und in SPEED SKYDIVING. Auch der deutsche Fallschirmsport-Kader war mit einer Delegation von 40 aktiven Sportlerinnen/Sportlern und Begleitpersonen bei der großen Weltmeisterschaft vertreten. Die antretenden Teams des deutschen Kaders hatten sich bereits auf der Deutschen Meisterschaft in Neustadt/Glewe im August 2017 für die Teilnahme an den WPC 2018 qualifiziert. Laut Teamchef Helmut Bastuck sind Medaillen für deutsche Teilnehmer bei realistischer Bewertung in diesen Disziplinen wohl eher nicht zu erwarten, aber Platzierungen im jeweils ersten Drittel des Teilnehmerfeldes wären auch schon ein respektabler Erfolg.

Springerisch merkte man schnell, dass es sich hierbei um eine Weltmeisterschaft handelt, bei der sich die Besten der Welt messen. So flog das belgische Nationalteam im offenen FS 4er in der schnellen Runde 6 einen (von allen erwarteten!) neuen Weltrekord mit 62 Punkten in 35 Sekunden Arbeitszeit und sicherte sich nach einer Glanzleistung den Weltmeistertitel zum 3. Mal in Folge. Der US-FS 8er erhöhte in Runde 10 seinen eigenen Weltrekord von bisher 32 auf 33 Punkte in 50 Sekunden Arbeitszeit und auch in den Disziplinen AE und CF wurden hervorragende Leistungen gezeigt und (zumindest nationale) neue Rekorde aufgestellt. 

An Dramatik wohl kaum zu überbieten war der „Kampf“ in der Disziplin Speed-Skydiving. Das Feld mischte sich nach jeder Runde fast komplett neu. Moritz Friess schaffte mit „eisernem“ Willen und enormer Nervenstärke das, was 3 Runden vor Schluss kaum möglich schien. Nach Runde 6 noch auf Platz 21 und schon alle 3 möglichen Streichergebnisse „verbraucht“, stand der Deutsche nach der vorletzten Runde schon auf Platz 2. In der letzten Runde ging er volles Risiko und sicherte sich dadurch den Weltmeistertitel im Speed-Skydiving. Auch Marco Hepp, der zweite deutsche Teilnehmer in der Disziplin Speed-Skydiving, lieferte mit einer ganz anderen Sprungtaktik eine sehr respektable Leistung und landete auf dem 10. von 31 Rängen. Wir gratulieren allen deutschen Sportlerinnen und Sportlern zu Ihrer Leistung und ganz besonders Moritz zum Weltmeistertitel im Speed-Skydiving!

FFX-Team

PLATZIERUNGEN (TOP3) & DEUTSCHE ERGEBNISSE

AE FREEFLY

1. FRANCE 1 62.6

2. FRANCE 2 62.2

3. NORWAY 60.6

8. GERMANY 39.3

AE FREESTYLE

1. FRANCE 61.0

2. UNITED KINGDOM 57.3

3. USA 2 55.4

CF 2-WAY SEQUENTIAL

1. FRANCE 1 215

2. QATAR 2 202

3. FRANCE 2 180

10. GERMANY 87

CF 4-WAY ROTATIONS

1. RUSSIA 183

2. QATAR 182

3. USA 140

CF 4-WAY SEQUENTIAL

1. QATAR 107

2. RUSSIA 77

3. AUSTRALIA 54

FS 4-WAY FEMALE

1. FRANCE 257

2. UNITED KINGDOM 202

3. SWEDEN 169

7. GERMANY 154

FS 4-WAY

1. BELGIUM 279

2. USA 277

3. FRANCE 251

10. GERMANY 192

FS 8-WAY

1. USA 224

2. RUSSIA 209

3. QATAR 170

6. GERMANY 129

SPEED SKYDIVING

1. Thomas Moritz Friess (GER) 2495.40

2. Shane Turner (AUS) 2474.99

3. Charles Hurd (GBR) 2459.12 

10. Marco Hepp (GER) 2256.42

VFS

1. USA 217

2. CANADA 176

3. AUSTRALIA 172

Kurzbericht zur WM 2018 im Fallschirmspringen

Die rd. 420 zur WM 2018 nach Gold Coast (Australien) angereisten SportlerInnen und Begleitpersonen aus 25 Nationen fanden im städtischen „Super Sports Center“ infrastrukturell und organisatorisch beste Bedingungen mit perfekten Räumen für die Schiedsrichter und separaten Teamzelten für jede Nation vor.

Das Prädikat „Spitzenklasse“ muss der Hotelunterkunft in einem sehr großzügig und weitläufig angelegten Golf-Hotel zugebilligt werden, in dem (fast) alle WM-Anreisenden untergebracht waren. Die zahlreichen, freundlichen und sehr hilfsbereiten australischen HelferInnen hatten alle Abläufe inklusive aller Transporte sehr gut „im Griff“ und sorgten für einen, trotz relativ weiter Wege, weitestgehend reibungslosen Sprungablauf. Die ca. 15 minütige Fahrten zum Flugplatz, der Steigflug in (normalen, kurzen) Caravans; Sprung, Landung und die Bus-Rückfahrt vom außerhalb des Stadions liegenden Landeplatz erforderten aber eine ca. 1,5 stündige Abwesenheit der Springer vom Teamzelt pro Durchgang.

Diese zwangsläufige Trennung der „Schauplätze“ war notwendig, weil Gold Coast und das große Sportstadion kein normaler Sprungplatz sind und die ausrichtende APF (Australian Parachute Federation) den Sport und den Wettbewerb nah an die Menschen bringen wollten. Als kleiner Nachteil dieser Variante ist aber m. E. die aus dieser regen „Reisetätigkeit“ resultierende fehlende Wettbewerbs-Stimmung beim Flugzeug-Einstieg, den Landungen und den Wertungsvideos, vor allem bei den Schlussrunden, anzusehen.

Es zeigte sich abermals, dass Fallschirmspringen immer noch ein wetterabhängiger OUTDOOR-Sport ist und das Wetter auf (fast) jedem Platz der Welt nicht springbar sein kann. Nach wochenlanger Schön-Wetter-Periode, zeigte sich das Wetter (wie beim Weltcup 2017 in Saarlouis) auch im australischen „Sun-Shine-State“ übellaunig und schon bei der Eröffnungsfeier regnete es heftig und an Wettbewerbssprünge war nicht zu denken, was auch einige Änderungen im Eröffnungsprogramm notwendig machte und bei den Teilnehmern die GOLD COAST schnell zur „COLD“ Coast werden liess.

Mit etwas Glück konnten aber bis Freitag Mittag alle Wertungsdurchgänge zeitgerecht absolviert und die WM vollständig abgeschlossen werden.

Die Leistungen der deutschen Teams und Einzelspringer lagen durchweg im oberen Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten, trotz individueller Enttäuschungen über die erreichten Platzierungen, die bei einigen nicht der jeweiligen eigenen Erwartungshaltung entsprach, außer bei „unserem“ Weltmeister, Moritz Friess, der hoch gepokert und gewonnen hat.

Es zeigte sich bei dieser WM, dass ein „reicher“ Verband mit hoher Zielsetzung, langfristiger Planung, intensiver Vorbereitung und der großzügigen Unterstützung einer sportbegeisterten Stadt- und Kommunalverwaltung und eines ebensolchen Tourismusverbands, Sportveranstaltungen auf höchstem Niveau ausrichten kann.

Wenn man denn bei dieser WM nach „Kritikpunkten“ suchen möchte, blieben höchstens Verbesserungsmöglichkeiten bei der grundsätzlichen Informationsweiterleitung über den generellen Ablaufplan und dem „Zeitmanagement“ des Manifestes festzustellen, das fast noch zur Streichung von einem Wettbewerbsdurchgang geführt hätte, als das Wetter ab Donnerstag wieder richtig schlecht wurde.

Fazit: Eine sehr gut vorbereitete und durchgeführte Weltmeisterschaft, die die weite Reise nach Australien mehr als wert war.Ob allerdings das bereits im Vorfeld selbst verliehene Prädikat „best WPC ever“ gerechtfertigt ist, muss jeder dort Gewesene individuell für sich selbst entscheiden…..

Helmut BASTUCK, Team-Manager

Speedskydiving

Marco Hepp: Ich hatte mir für das Teilnehmerfeld von 31 Sportlern (davon 2 Frauen) ein TOP 10 Ergebnis als Ziel gesetzt. Allerdings konnten gerade die bisher „unbekannten“ Speeder aus den USA und Australien im Vorfeld nur begrenzt eingeschätzt werden. Auch im Wettkampf selbst änderte sich dies so schnell nicht. Viele ungültige Sprünge der Favoriten in den ersten Runden, machten es schon von Beginn an sehr spannend und es war wohl der nervenaufreibenste Kampf um die Medallien jemals. Bis zur letzten Runde war alles möglich und das Treppchen wurde erst im letzten Moment vergeben. Für mich war es ein solides und kalkuliertes Rennen ohne Fehler. Der höchste Topspeed konnte aber nicht ganz erreicht werden, somit gibt es für Tanay 2020 noch Luft nach oben. Für mich war es ein top organisierter und erlebnisreicher Wettbewerb der Superlative. Ich habe mein TOP 10 Ziel erreicht und vom Hotel, dem Manifest, den Fahrern, dem Essen und den Feierlichtkeiten bis hin zur Eröffnung und Siegerehrung blieb kein Auge trocken. Es war wirklich einer der schönsten Wettbewerbe der jüngsten Zeit. Nur das Wetter hätte hinten raus noch etwas stabiler sein können.

Thomas Moritz Friess: Meine Erwartungshaltung für Australien war hoch. Ich habe nach Chicago 2016 jeden Speed Wettbewerb gewonnen und ein Platz auf dem Treppchen war mein persönliches Ziel. Es war der spannendste Wettkampf meiner Karriere. Ich bin volles Risiko gegangen und habe bewusst in Kauf genommen, dass dies durch zu viele Nullrunden auch das Aus hätte bedeuten können. Dass ich mir in den letzten drei Runden überhaupt keinen Fehler mehr erlauben durfte – und trotzdem weiter volles Risiko gehen musste – brachte mich in eine Drucksituation, die ich in dieser extremen Form noch in keiner der anderen Disziplinen, in denen ich auf Weltmeisterschaften gestartet bin, erlebt habe. Die Strategie war rückblickend aber die einzig richtige, um schnell genugfür den Titelkampf und das Treppchen zu sein. Den Wettkampf zu gewinnen und mir den Weltmeistertitel zu sichern, war überwältigend. Ich werte den Sieg als meinen größten Erfolg, noch höher als zum Beispiel meinen Swoop-Weltrekord von vor zehn Jahren oder alle meine bisherigen anderen Medaillen bei internationalen Wettkämpfen, einschließlich meines Weltcup-Sieges im Vorjahr.

Marco Hepp & Thomas Moritz Friess

FS 4WAY (OPEN)

Nach dem Gewinn der DM und insbesondere dem Erreichen des gewünschten 20 Punkte Schnitts, wussten wir, dass wir die Aufgabe hatten unser original Teammitglied wieder integrieren zu müssen. Dass dies mit einer sehr begrenzten Anzahl an zur Verfügung stehenden Sprüngen von statten gehen musste und dementsprechend herausfordernd sein würde, war uns somit bewusst. Aufgrund dessen war uns im Vorfeld klar, dass wir nicht mit der höchsten Performance beim World Meet rechnen konnten, mit dieser Erwartungshaltung sind wir dann auch nach Australien aufgebrochen. Vor Ort konnten wir nochmal 9 Trainingssprünge machen um uns an den doch “extravaganten” Sprungplatz (der eigentlich gar keiner ist) und die sehr anders konfigurierten Flieger zu gewöhnen.

Am Sonntag sind wir in den Wettbewerb gestartet und unsere Performance war zunächst besser als vermutlich von uns allen erwartet. Trotzdem, und das zog sich durch den gesamten Wettkampf, haben wir als Team zu viele Fehler gemacht, welche uns doch erheblich Punkte gekostet haben. Videobusts, durch das Team verursachte Busts und viele andere Kleinigkeiten durch die wir viele Punkte gelassen haben und die darauf zurückzuführen sind, dass wir als vollständiges Team nicht ausreichend genug Trainingssprünge hatten. Einzig in Runde 6, ein kompletter Randomsprung, waren wir mit unserer Performance im Vergleich zu unseren direkten Wettbewerbern sehr zufrieden.

Alles in allem war es dennoch ein schöner Wettbewerb und für uns als Team ein schöner Abschluss. Wir haben den 10. Platz erreicht, wären gerne 7. geworden, aber das konnte man wie gesagt nicht erwarten.

Das Event als solches war anders als Andere bisher. “Untergebracht” waren wir in einem Stadion, dort standen die Zelte der Delegationen, fand die Verpflegung statt, das Wettkampfbüro, Manifest, etc. waren dort stationiert. Von dort mussten die Wettkampfteilnehmer mit Bussen zum Flugplatz shuttlen (ca. 10-15 Minuten Fahrtzeit). Dort angekommen, gab es durchaus Wartezeiten von bis zu 30 Minuten bevor es in den Flieger ging. Das war schon sehr speziell, langatmig und über die Länge des Wettbewerbs doch sehr zeitaufwändig und damit auch entsprechend anstrengend. Da konnte auch der Steigflug über die Küste der Gold Coast mit herrlichem Blick nur wenig zum Ausgleich beitragen.Nach der Landung auf einem Rugby Field in der Nähe des Stadions ging es mit Shuttle Bussen wieder zurück ins Stadion.

Dennoch war es eine super Erfahrung in Down Under und die Organisatoren haben sich alle Mühe gegeben den Sportlern eine tolle Plattform zu bieten.

Thomas Mack, Göran Meyer , Markus Bastuck, Jörn Thiele, Andreas Trögele (Video)

CF 2-WAY SEQUENTIAL

Wir haben uns sehr auf einen spannenden Wettkampf in Australien gefreut. Internationale Wettbewerbe haben immer einen ganz besonderen Reiz, da man sich mit den besten der Welt austauschen und messen kann. Der Austragungsort an der Gold Coast in Australien war zudem sehr vielversprechend. In der aktuellen Saison haben wir einen großen Sprung nach vorne gemacht und unseren Punkteschnitt deutlich verbessern können. Unser Ziel war eine einstellige Platzierung im Mittelfeld zu erreichen und zumindest einen 12er-Punkteschnitt zu fliegen, wie wir ihn auf der DM schon erreicht haben. Nachdem wir das offizielle Video zum Thema Außenlandungen des Veranstalters gesehen hatten, kam ein weiteres Ziel hinzu: Nicht außenlanden!

Der Wettkampf lief für uns leider etwas durchwachsen. Gleich beim ersten Wettbewerbssprung sind wir eine super Runde geflogen und konnten mit 15 Punkten den deutschen Rekord einstellen. Das war ein guter Einstand und stimmte uns zuversichtlich für die nächsten Sprünge. In Sprung 2 kam dann aber schon der große Patzer. Durch einen groben Fehler im Briefing haben wir uns in dieser Runde eine Nullrunde eingehandelt. Ein Rückstand, der auf dem hohen Niveau einer Weltmeisterschaft nicht mehr aufzuholen ist. Das war schon sehr ärgerlich und der Elan, den wir beim ersten Sprung gewonnen hatten, war mit einem mal dahin. So bitter dieser Rückschlag auch war, vor uns lagen noch 6 weitere Wettbewerbsrunden.Ich bin sehr stolz auf meine Jungs, dass sie nach diesem herben Rückschlag den Kopf nicht in den Sand gesteckt haben und weitere 6 gute Runden mit einem 12-er-Schnitt geflogen sind. Bei der Platzierung wäre natürlich mehr drin gewesen. Ohne die null Punkte im zweiten Sprung hätten wir sicher eine einstellige Platzierung erreichen können.

Die WPC 2018 in Gold Coast war großartig. Da hat einfach alles gestimmt. Die Australier hatten sich vorgenommen die beste WPC aller Zeiten auszurichten und das ist ihnen auch gelungen. Der gesamte Wettbewerb war erstklassig geplant und organisiert. Das Essen war gut, der Transit zum Flugplatz und von der Landing Area war schnell und zuverlässig, das Team-Hotel lies keine Wünsche offen und das alles an einem der aufregendsten Orte der australischen Ostküste. Das Wetter hat ebenfalls größtenteils mitgespielt. Zwar ist die Eröffnungsfeier am Strand ein wenig ins Wasser gefallen, die Organisatoren und Teilnehmer ließen sich gute Stimmung aber nicht verderben. Während des Wettbewerbs hatten wir fast durchweg gutes Wetter. Ganz besonders gefallen hat uns die eindrucksvolle Kulisse am Austragungsort. Anflug über den Ozean, Exit mitten über einer Großstadt mit Wasserstraßen und Ausblick auf kilometerlange Sandstrände. Das war einfach der Wahnsinn. Alles in Allem hatten wir eine tolle Zeit in Australien. Von der WPC 2018 in Gold Coast nehmen wir tolle Eindrücke und Erinnerungen mit nach Hause.

Björn Schubnell, Florian Rommel (Video), Peter Hormuth

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