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im Landessportbund Sachsen-Anhalt e.V.

Ausbildung Ausbildung Automobilkaufmann, Studium Politikwissenschaften, Reha-Fachberater
Behinderung Gehbehinderung
Eigener Sport Para Bob, Indoor Skydiving u.a.
Einsatzstelle Landessportbund Sachsen-Anhalt e.V.
Event Weiterbildungsreihe Inklusionsberater*innen im Sport

Engagement für ein Menschenrecht

Der Landessportbund (LSB) Sachsen-Anhalt: Für Nikolai Johann ist das wie „eine Familie, bei der ich mich angekommen und zu Hause fühle“. Seit 2023 ist der 35-Jährige u.a. federführend für die landesweite Weiterbildungsreihe „Inklusionsberater*innen im Sport“ verantwortlich. 15 Menschen mit Behinderungen werden in diesem Rahmen zu Expert*innen in eigener Sache ausgebildet, um Vereinen bei der Schaffung nachhaltiger, inklusiver Sportangebote und zu barrierefreien und inklusiven Sportveranstaltungen zu beraten und zu begleiten. Auch darüber hinaus unterstützt Johann Mitglieder und Fachverbände sowie die Mitarbeitenden der LSB-Geschäftsstelle bei Inklusionsfragen.

Von Politik und Gesellschaft sei er in Hinblick auf die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention „schwer enttäuscht“. Inklusion werde immer noch als „Guter Wille“ und nicht als Menschenrecht behandelt. Auch im Sport ist noch viel zu tun, damit gleichberechtigte Teilhabe wirklich umgesetzt und gelebt wird, findet der Leipziger.

Zum Beispiel werde Inklusion und Integration gerne mal synonym eingesetzt. Außerdem werden für die Bezeichnung von Behinderungen immer noch in seinen Augen herabwürdigende und defizitbezogene Euphemismen verwendet, kritisiert er.

Aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung in verschiedenen Sportarten erlebe er am eigenen Leib, dass Dinge, die mit „Inklusion“ bezeichnet werden, seiner Meinung nach den Anspruch noch nicht erfüllen. Zum einen fehlten da ausreichend Berührungspunkte zwischen Sportler*innen mit und ohne Behinderungen, zum anderen fehle es nach wie vor an Barrierefreiheit und inklusiven Strukturen. Obwohl er als Para-Bobfahrer der Nationalmannschaft schon auf den gefährlichsten Bahnen der Welt gefahren sei, könne er mit seinem Bob nur einen der vier deutschen Eiskanäle nutzen. Im Vergleich zu seinen Teamkolleg*innen ohne Behinderung erhalte Para-Bob auch kaum institutionelle Förderung. Viele Einschränkungen, die Menschen mit Behinderungen widerfahren, lägen nicht in der Behinderung begründet, sondern in menschengemachten Barrieren und Strukturen, so Johann. Das ziehe sich durch alle Lebensbereiche.

Dass es aber auch anders geht, sehe er beim Skydiving. Nikolai Johann gewann erst kürzlich den ersten Deutschen Meistertitel im Handifly Race, einer inklusiven Indoor-Fallschirmsprung-Disziplin, die er selbst mitentwickelte. Dort sei er mit seiner Idee auf offene Arme gestoßen. Aus der Initiative behinderter Menschen konnte so dank der großartigen Unterstützung durch die Community und nationale sowie internationale Verbände und Institutionen innerhalb kürzester Zeit eine Anerkennung als internationale Disziplin mit nationalen Meisterschaften und einer Worldcup-Serie erreicht werden.

Darin sieht er Lichtblicke. Genauso wie in den Projekten, die er im LSB initiiert. Aber auch im EVI-Projekt, das Menschen mit Behinderungen in entscheidende Positionen bringt, sowie in den Engagierten, die sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen einsetzen. „Meine Hoffnung liegt darin, dass dieses Engagement nicht nur gewürdigt, sondern auch weiter gefördert wird“, sagt Johann. Nur so könne es auch nachhaltig Früchte tragen.

DOSB

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