Vom 28. bis 30. März fand in Kassel-Calden beim Aero Fallschirmsport ein intensiver Schiedsrichterlehrgang statt. Dieser richtete sich auf die beiden Disziplinen Formationsspringen (FS) und Wingsuitfliegen (WS).
Der Lehrgang wurde unter meiner Organisation und der Federführung des Deutschen Fallschirmsportverbandes (DFV) durchgeführt. Ziel war es, fundiertes theoretisches Wissen und praxisnahe Beurteilungskompetenzen zu vermitteln, um die Qualität und Sicherheit bei Wettkämpfen weiter zu steigern.
Am Sonntag konnten sieben Teilnehmer ihre neu erworbenen Schiedsrichterlizenzen entgegennehmen. (s. Foto)
Lehrgangsinhalte und Ablauf
Am ersten Tag war ich für die Vermittlung der nationalen sowie FAI-Regeln zuständig. Alle Teilnehmer erhielten eine detaillierte Vorstellung der aktuellen nationalen Vorschriften, darunter die Wettkampfordnung, die Schiedsrichterordnung sowie die internationalen FAI-Regeln der General Section und Sporting Code Section 5. Diese Inhalte wurden später durch Fallbeispiele aus der Wettkampfpraxis ergänzt. Zudem wurden Sicherheitsvorgaben und ethische Richtlinien behandelt, die für ein objektives und faires Schiedsrichterhandeln unabdingbar sind.
Die theoretische Prüfung zeigte, dass die Teilnehmer ein umfassendes Verständnis der relevanten Regelwerke erlangt hatten. Ich bin mir sicher, dass sie dieses Wissen auch in der Praxis anwenden werden.
Am späten Nachmittag wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen für die Disziplinen FS und WS aufgeteilt.
FS-Schiedsrichter-Lehrgang
Der FS-Lehrgang wurde von Marc Frielingsdorf, FAI-Judge für Formationsspringen und seit zwei Jahren Bundesschiedsrichter, geleitet. Sein umfangreiches Fachwissen und seine präzise Urteilsfähigkeit bildeten das fachliche und praktische Fundament des Lehrgangs.
Diana Lehnigk, Benjamin Holzgreve und Dominik Kranzfelder hatten sich nach dem Symposium 2024 für den Lehrgang angemeldet. Auch Michel Habicht, ein aktiver Wingsuit-Flieger, nahm teil. Alle bestanden mit Bravour ihre FS-Schiedsrichterprüfungen. Wolfgang Thiel aus Dortmund, bereits seit langem FS-Schiedsrichter, nutzte die Gelegenheit zur Auffrischung seines Wissens.
WS-Schiedsrichter-Lehrgang
Das Wingsuit-Schiedsrichter-Seminar wurde von Mike Pennock aus den Niederlanden geleitet, der bereits als Chef-Schiedsrichter bei mehreren Europa- und Weltmeisterschaften fungierte. Er konnte vier neue Schiedsrichter zu ihren Lizenzen beglückwünschen:
- Bianka Claus
- Tim Posten
- Claudia Bischof
- Silvia Wagner, die extra aus Wien angereist war.
Lehrgangsleiter Mike Pennock betonte: “Es ist wichtig, dass der Sport gut geschulte Schiedsrichter hat, um faire Wettkämpfe zu gewährleisten.”
Prüfungen und Fazit
Sowohl die theoretische als auch die praktische Prüfung wurden erfolgreich absolviert. Die theoretische Prüfung umfasste detaillierte Fragen zu den aktuellen Regelwerken und Sicherheitsvorgaben und führte zu einem umfassenden Nachweis der Fachkenntnisse. Im praktischen Anteil bewiesen alle Teilnehmer ihre Fähigkeit, Sprünge und Flüge per Video zu bewerten. Zwar sind noch einige Übungen erforderlich, aber die Grundlagen sind gelegt.
Die Prüfungen wurden von den Teilnehmern als anspruchsvoll, aber fair empfunden. Beim gemeinsamen Abendessen am Samstagabend wurde der Kurs für seine Lebendigkeit und Praxisnähe gelobt.
Zukunftsperspektiven
Besonders groß ist der Bedarf an Schiedsrichtern in den Disziplinen Zielspringen, Artistik und Dynamic. Marc Frielingsdorf betonte: “Wir suchen dringend Interessierte, die wir zu neuen Schiedsrichtern ausbilden können, um den Sport weiter auf hohem Niveau zu halten.”
Die Organisatoren sind daher entschlossen, weitere Schulungen anzubieten, und hoffen weiterhin auf eine starke Resonanz bei kommenden Lehrgängen. Der Erfolg dieses Lehrgangs verdeutlicht, wie wichtig eine fundierte Ausbildung der Schiedsrichter ist, um den stetig wachsenden Anforderungen im Fallschirmsport gerecht zu werden.
Mit Blick in die Zukunft plant der Deutsche Fallschirmsportverband weitere Lehrgänge, um das Netzwerk qualifizierter Schiedsrichter auszubauen und einen reibungslosen Ablauf bei Wettkämpfen zu gewährleisten.
Wer jetzt Lust hat, selbst eine Schiedsrichterlizenz zu erwerben, hat 2025 die Chance dazu – vorausgesetzt, er meldet sich frühzeitig unter bundesschiedsrichter@dfv.aero an!
Macht gerne in euren Vereinen Werbung für die Ausbildung, insbesondere mit Blick auf das Schiedsrichtersoll in den Disziplinen Zielspringen (AL), Artistik (AE) und Dynamic (DY), denn hier fehlt es eindeutig an Nachwuchs.
Wir wünschen allen neuen Schiedsrichtern stets ein gutes Händchen bei ihren Entscheidungen!
Nachtrag
Während der IDM vom 6. bis 8. März in der Jochen Schweizer Arena fand ein weiterer erfolgreicher Schiedsrichter-Lehrgang im Indoor Para Skydiving – euch besser bekannt als HandiFly – statt. Gleich fünf Schiedsrichter konnten ihre Prüfung erfolgreich abschließen.
Voraussetzung für die Teilnahme war eine bereits bestehende Schiedsrichterlizenz in einer anderen Disziplin, da Indoor Para Skydiving (IPS) offiziell ab 2025 von der ISC als Wettkampfdisziplin anerkannt ist. Mit Bestehen der Prüfung dürfen nun Nina Engel, Natasha Higman, Niki Jaklitsch, Wolfgang Thiel und ich künftig als IPS-Schiedsrichter bei Wettbewerben tätig sein.
Die theoretische Vorbereitung erfolgte in einem Online-Seminar unter der Leitung von Niki, wodurch alle Teilnehmer ihre theoretische Prüfung souverän meisterten. Der praktische Teil, der parallel zu den Wettkämpfen stattfand, wurde von allen mit Bravour gemeistert.
Dieser Lehrgang war nicht nur eine großartige Möglichkeit, unser Wissen zu erweitern, sondern auch ein wichtiger Schritt zur Förderung des inklusiven Flugsports im Indoor-Bereich.
Mike, Marc und Gundel
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