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Senegal. Kein typisches Urlaubsland. Noch weniger für Fallschirmspringer. Über Freunde hatten wir von der Dropzone im senegalesischen Pout-Pout gehört und unser Interesse war geweckt. Als ich dann durch Zufall auf facebook von einem Freefly Skillcamp für den Zeitraum 08.-17.03.2024 gelesen habe, war die Entscheidung schnell getroffen: im Senegal werden wir dem deutschen Winter entkommen und an unseren Head-up Skills arbeiten. Das Camp wurde vom Babylon Freefly Team ausgerichtet, die sonst in Empuria Brava zu Hause sind. Als Coaches waren Stephane Fardel, Theo Verry und zuletzt Amaury Renard mit dabei.

Die einzige senegalesische Dropzone wird im Zeitraum von Dezember bis Ende März von OJB Para betrieben – in diesem Zeitraum ist ihre französische Heimatdropzone Mimizan wetterbedingt geschlossen und das ganze Team reist mit einer französischen C208 Caravan in den Senegal. Diese kurze 675 PS Caravan hat uns dann auch zuverlässig, aber mit einer gewissen Gemütlichkeit auf 4000 Meter gebracht.

Für die Zeit des Camps waren wir in der direkt an das Flugfeld angrenzenden Ecolodge untergebracht. Das Essen war dort ausnahmslos sehr lecker und wechselte zwischen Klassikern wie Spaghetti Bolognese und senegalesischen Gerichten hin und her. Veganismus oder vegetarische Küche hingegen sind noch nicht so richtig nach Senegal vorgedrungen. Die schönen, neuen Häuschen der Lodge sind gemütlich und klimatisiert. Letzteres ist auch ein großer Segen bei Tagestemperaturen von deutlich über 40 Grad. Man merkt die Kraft der Sonne, aber wenn sie dann abends unterging, fielen die Temperaturen auf unter 20 Grad.

Unsere Befürchtungen, dass das warme Klima und die direkte Flussnähe zu Moskitoplagen führen würden, waren jedoch komplett unbegründet. Offenbar sind salzhaltige Gewässer und der starke Wind die Gründe dafür, dass Moskitos sich dort nicht wohlfühlen.

Die Lage der Dropzone führt zu vorhersagbaren Windverhältnissen: Der Wind war jeden Tag gleich, morgens von Norden, ab mittags von Westen; mit Geschwindigkeiten von bis zu 10m/s. Trotz der hohen Windstärken stellte der sehr konstante Wind jedoch keine größere Herausforderung dar. Viele der hauptsächlich schweizerischen oder französischen Teilnehmer waren mit großen Kappen unterwegs und landeten dennoch alle immer sicher. Rund um die Dropzone gibt es zudem große Freiflächen, man sollte sich für eine eventuelle Außenlandung an der Farbe der Oberfläche orientieren: „Hell“ bedeutet trocken und gut für Landungen.

„Dunkel“ hingegen lässt auf matschiges und sumpfiges Gelände schließen. Das Geräusch, das Schritte in diesem Matsch machen, ist nicht umsonst namensgebend für die Gegend: „pout pout“.

Die Teilnehmer des Camps wurden vor Ort auf die drei Coaches aufgeteilt. Als Teilnehmer sollte man sich Gruppen mit bis zu sieben Springern zutrauen. Sicherheit war immer oberste Priorität und wir tasteten uns mit Gruppengrößen über höhere Separationshöhen langsam voran. Das springerische Niveau würde ich als fortgeschritten beschreiben. Während viele Teilnehmer wenig mehr als 300 Sprünge hatten, merkte man deutlich, dass mittels Tunnelfliegen die Freefly-Skills feingeschliffen waren. Unsere Gruppe beschäftigte sich mit Head-up, die anderen Gruppen wechselten zwischen Head-up, Head-down und Track. Die Briefings und Debriefings durch die Coaches waren sehr konstruktiv und detailliert. Jedem Springer wurden klare Punkte aufgezeigt, an denen man arbeiten kann. Neben den ca. 30 Sprüngen rundeten ein Besuch in einem nahe gelegenen Safaripark, ein Strandtag und eine geplante Außenlandung mit Buffet und Landesbier das Reiseprogramm ab. Die 10-tägige Reise kostete inkl. 30 Skillcamp-Sprüngen, 9 Übernachtungen, Ausflügen und den drei wirklich leckeren Mahlzeiten am Tag dann insgesamt 2.345 EUR zzgl. der Flüge. Von Stuttgart aus kosteten diese mit Turkish Airlines pro Person 515 EUR inkl. zwei Aufgabegepäckstücken.

Die Reiseplanung war aber auch flexibel möglich: wer weniger Sprünge machte, musste nur die tatsächlichen Sprünge bezahlen. Zusatzübernachtungen über das eigentliche Reiseprogramm hinaus waren auch unproblematisch umsetzbar.

Für eine eventuelle Sprungreise in den Senegal empfiehlt es sich, zumindest über einen kleinen Basiswortschatz im Französischen zu verfügen. Sowohl unter den Teilnehmern als auch mit den Angestellten der Lodge war dies die vorherrschende Sprache.

Die sandigen Lande-Bedingungen, die unerbittliche Sonne und die Hitze empfanden wir als Belastungen sowohl für Mensch und Sprungmaterial. Den neusten Schirm kann man eventuelle eher zu Hause lassen. Gegen die Hitze haben sich zumindest der Pool und die senegalesischen Biere Gazelle und Flak als hilfreich erwiesen!

Senegal – wir kommen auf jeden Fall wieder.

Marion Hauschel, Michael Reichert, Nikolai Schniz

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