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2014 sprangen 214 Deutsche in Eloy einen neuen Großformationsweltrekord. Fast auf den Tag genau 9 Jahre später zog es einen Teil der Täter für einen Sequenzweltrekord an den Tatort zurück.

Die Möglichkeiten für Großformationen jenseits des aktuellen 400er Rekords sind aus logistischen Gründen praktisch nicht mehr gegeben. Und auch in der „Nationenwertung“ scheint die deutsche Formation mit 214 Springern aktuell nicht überbietbar zu sein. Da Rekorde aber Spaß machen, Herausforderung und Nervenkitzel sind und die FAI mit der Sequenzklasse die Möglichkeit geschaffen hat, neue Weltrekorde zu springen, gab und gibt es hier entsprechende Events. Aufgrund des FAI-Reglements müssen in der Full-Break-Sequential-Klasse mindestens 100 Springer (25 % des existierenden Großformationsrekordes) mehrere nicht wiederholbare Formationen mit jeweils dem Lösen aller Griffe zwischen den Formationen fliegen. Bereits 2022 war man bei einem durch Power Games (Dieter Kirsch und Martial Ferre) in Nancy/Frankreich organisierten Event einem Rekord sehr, sehr nah. Letztlich trennten zweimal nur Sekundenbruchteile (ein Griff wurde wieder geöffnet, bevor der letzte Griff geschlossen wurde) die Teilnehmer von einem Rekord. Ansporn genug für die Veranstalter, diese offene Rechnung zu begleichen. In Soest wurde im Sommer ’23 ein neuer Europäischer Sequenzrekord mit 68 Teilnehmern, die drei Formationen flogen, aufgestellt. Dabei probierten Kirsch und Ferre neue Formationen und Anflugtechniken für einen noch schnelleren Aufbau des ersten Punktes und schnelleren Umbau zwischen den Formationen. Da in Europa das Wetter nicht zuverlässig ist und auch die Zahl und Verfügbarkeit der geeigneten Flieger ein Problem ist, entschloss man sich, an einen Sprungplatz mit „Schönwettergarantie“ und ausreichend Absetzflugzeugen zu wechseln. Eloy in Arizona, USA, hat sich bei diversen Großformationen als hervorragender Gastgeber empfohlen, unter anderem ja auch beim Deutschen 214er Nationenweltrekord. Um eine entsprechende Auswahl an qualifizierten Großformationsspringern zu haben, wurde der Rekordversuch mit Hilfe eines ebenfalls international vernetzten Partners aus Eloy vorbereitet. Dabei handelte es sich um Arizona Airspeed, das wohl erfolgreichste 4er Team aller Zeiten, das selbst mit der Arizona Challenge auch ein hochkarätiges Großformationsevent veranstaltet.

So trafen sich 111 so talentierte wie motivierte Springer am 22.10. in Eloy. Darunter auch 9 Deutsche (Dieter Kirsch, Martin Mall, Franky Hölzner, Robert „Bärchen“ Jastram, Henning Tepe, Simone und Udo Kracht, Gudrun Schlicht und Ralph Wilhelm), die 2014 bereits an gleicher Stelle beim deutschen Rekord dabei waren. Ralph hatte allerdings die Position gewechselt und war diesmal als Kameramann unterhalb der Formation fliegend dabei. Es ging auch direkt mit Formationen mit 28 bis 68 Springern los, wobei Anflug, Aufbau und Sequentmoves geübt wurden. Schon am zweiten Tag wurde es dann ganz groß und alle 111 Springer übten sich am ersten Punkt. So ging es weiter und bereits am 4. Tag lag der Rekord in der Luft. Leider spielte hier am Nachmittag das Wetter, ein südlich vorbeiziehender Orkan, nicht mit, so dass es auf den letzten Tag hinauslief. Drei Spünge waren noch geplant und beim ersten fehlte erneut nicht viel. Nach einer hervorragenden Motivationsansprache von Dieter Kirsch und Nicklas Hemlin und dem schon traditionellen Motivations-Urschrei von Bärchen ging es zum vorletzten Sprung in die Luft. In einer Höhe von 5525 kam der Exit. Durch Erkältungen und leichte Verletzungen hatte sich die Zahl der Springer zwischenzeitlich auf 105 reduziert, allerdings steht in Eloy qualifizierter Ersatz schnell zur Verfügung. Eliana Rodriguez, Craig Girard und Mark Kirkby, ihres Zeichens alle mehrfache 4er Weltmeister, verstärkten die Formation im Lauf der Tage, so dass letztlich 108 Springer in der Rekordformation antraten. Der Aufbau des ersten Punktes erfolgte, wie schon in den vergangenen Tagen mit etwas mehr als 40 Sekunden rekordverdächtig schnell. Daumen hoch von den Springern am jeweiligen Ende eines Sektors und Craig in der Basis konnte den Streamer, eine rotweiße Flatterleine, entfalten. Das war das Zeichen alle Griffe zu lösen und zum 2. Punkt umzubauen. Wieder wartete die Basis auf das „Komplett“-Zeichen aus den Sektoren bevor der Streamer losgelassen wurde und der dritte Punkt geflogen wurde. Auffällig war, wie gleichmäßig und ruhig die Formation flog, der Rekord lag im wahrsten Sinne in der Luft. Auch der letzte Punkt war schnell gebaut und konnte für 4 Sekunden gehalten werden, bevor die äußeren Springer die Separation einleiteten.

Die erste Frage der Organisatoren nach der Landung ging dann direkt auf der Landewiese an die Kameraflieger (Willy Boeykens, Mark Kirschbaum und Ralph Wilhelm), ob die Formationen komplett waren. Da diese breit lächelten, wurden die Videos auch sofort den wartenden Schiedsrichtern (Gundel Klement, Rainer „Exi“ Hoenle und Chris Howard) vorgelegt. Diese nahmen ihre Tätigkeit gewohnt ernst und überprüften jeden Griff in jeder der drei Formationen sowie die Separation dazwischen akribisch. Für die Springer wurde ein Debrief angesetzt, bei dem zunächst das Video gezeigt wurde, um dann die Schiedsrichter um ihr Urteil zu bitten. Gundel machte es spannend, indem sie ihre Daumen erst in altrömischer Manier nach unten richtete, um diese dann gaaaanz langsam nach oben zu drehen. Mit jedem Grad, den die Daumen weiter nach oben zeigten, stieg auch der Lärmpegel des Jubels. Und die Teilnehmer des deutschen Rekordes hatten 9 Jahre und 2 Tage später zurück am Tatort ihr Déjà-vu-Erlebnis.

Mit einer entsprechenden Poolparty und einem gemeinsamen Abendessen ging der Rekord dann zu Ende. Allerdings nicht ohne die Ankündigung, im Herbst 2024 an gleicher Stelle einen noch größeren 3-Punkte-Rekord probieren zu wollen.

Ralph Wilhelm

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