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Vom 13. bis 19. November trafen sich 125 der besten CF-Springer aus 15 verschiedenen Ländern in Lake Wales (Florida). Ziel war die Aufstellung eines neuen Weltrekordes, eine Sequenz aus zwei verschiedenen 65er-Formationen in einem Sprung. Mit dabei, als einzige deutsche Teilnehmer, waren Thomas Rohde-Seelbinder und Tom Brand, beides alte Hasen im CF-Geschäft, die auch schon beim 100er Fabel-Weltrekord im Jahre 2007 am selben Ort dabei waren.

Am Mittag des 19.Novembers, quasi in letzter Sekunde und mit dem letzten Sprung, glückte die 65er-Formation und segelte eindrucksvoll am blauen Himmel über Florida. Die Teil-Separation gemäß der geplanten Sequenz und der Aufbau der zweiten 65er-Formation waren im vollen Gang, als das „Starburst“-Kommando zur Komplett-Separation im Funk-Kopfhörer ertönte und jeder wusste, dass die Sicherheits-Mindesthöhe erreicht war. Schade, den ersehnten neuen Weltrekord hatten wir damit ganz knapp verpasst.

Trotzdem waren nach der sicheren Landung alle Springer höchst zufrieden, hatten wir dieses Zwischenziel doch schon im sechsten Sprung des gesamten Events erreicht. Fünf Tage am Stück, von Montag bis Freitag, verhinderten Regen und Wolken, völlig ungewöhnlich für Florida, dass auch nur ein Sprung gemacht werden konnte. Viele Beteiligte betreiben unseren schönen Sport schon länger als 40 Jahre, aber so etwas hatte noch keiner erlebt. Alle waren sich sicher, nur ein Sprungtag mehr, und wir hätten unser Ziel erreicht.

Wie geht es nun weiter?

Nach dem 100er im November 2007 hat wohl jeder gedacht, dass dieser Weltrekord für immer Bestand haben würde, und tatsächlich tat sich in den anschließenden 10 Jahren nicht viel. Es gab jährliche CF-Camps in den USA und auch in Europa, wo jeweils kleinere Formationen im Bereich der 30er geflogen wurden.

Wie in anderen Fallschirm-Disziplinen, setzte sich dann die Idee durch, dass man neue Weltrekorde auch durch Sequenzsprünge mit kleineren Formationen aufstellen könnte. Als Ersten gelang es den Russen 2019, eine 21er-Formation mit zwei Punkten in einem Sprung zu fliegen. Dieser Trend entwickelte sich weiter und der aktuelle Sequenzrekord besteht derzeit aus zwei 54er-Formationen, die genau vor einem Jahr auch in Lake Wales geflogen wurden. Bei einem Sequenzsprung müssen mindestens 35% der Positionen ausgetauscht werden.

In diesem Jahr sollten es zwei 65er in einem Sprung sein. Und je größer die Sequenz-Formationen werden, umso mehr wächst die Zuversicht auf die Möglichkeit, dass sogar der 100er in naher Zukunft zu knacken sein wird.

Die Randbedingungen für Größenrekorde waren und bleiben aber sehr eng. Die maximale Absetzhöhe von 6000m ist kaum nach oben zu verschieben, so dass die Arbeitszeit von etwa 12 Minuten nicht erweiterbar ist. Die verwendeten Fallschirme werden absehbar auch dieselben bleiben, nämlich immer noch PD-Lightnings. Bleibt also nur, am Design, an der Anflugtechnik und den „Skills“ der beteiligten Springer zu arbeiten.

Und genau an diesen drei Punkten setzten unsere Architekten von damals und heute, Chris J. Gay und Brian Pangburn, auch neu an.

Brian und Chris gelten in der CF-Familie als absolute Autoritäten mit unschätzbarer Erfahrung. Sie kennen inzwischen alle Details und Tricks zum Aufbau von Großformationen und sind deshalb bei allen Camps in den USA und Europa verantwortlich dabei und können so ihre neuen Ideen und Anflugtechniken verbreiten. Sie wissen genau, dass es für neue Rekorde auf sehr viele Kleinigkeiten ankommen wird.

Was das neue Design betrifft, hat Chris eine genaue Vorstellung, wie seine Wunschformation mit den unterschiedlichen Kappengrößen für jede Position auszusehen hat. Mit der Erfahrung von unzähligen Sprüngen hat er eine Tabelle mit Wingload-Werten für jede Position neu ausgearbeitet. Verglichen mit dem letzten Weltrekord gibt es eine generelle Verkleinerung der Wingloads (von 1,375 damals auf etwa 1,32 heute). Der Pilot einer Formation fliegt sogar am besten mit einem Wingload um 1,28. Alle Kappen auf der Mittelachse der Formation, die für die Streckung und Stabilität verantwortlich sind, sollten dagegen mit einem höheren Wingload fliegen (1,34 bis 1,36).

Ziel des neuen Designs ist es, eine schnell fliegende, flache und geneigte Formation zu bilden. Nur an eine solche, gesund fliegende Basis-Formation können weitere Kappen andocken und so größte Formationen gebildet werden.

Neben kleinen technischen Tricks, eine Kappe langsamer oder schneller zu machen (Slider, Riserlänge, Alter der Kappen, etc.), ist vor allem die Körperhaltung und der Luftwiderstand des jeweiligen Springers für die Flugeigenschaft einer einzelnen Kappe verantwortlich. Es ist also immer die Kombination aus Kappe, Kleidung und Körperhaltung, die für jede Position in der Formation stimmen muss.

Eine schnelle Formation erfordert große und neue Kappen im oberen Bereich der Formation.

Flach fliegt und bleibt eine Formation, wenn die Schirme in der Mitte schneller sind als die Schirme auf den äußeren (Wing-) Positionen. Neben dem unterschiedlichen Wingload ist hier zusätzlich die Kleidung (innere Positionen eng anliegend, äußere locker sitzend) und die Körperhaltung (innen durchgebogen, außen zur Seite gedreht) extrem wichtig.

Die neue Anflugtechnik sieht noch flachere Anflüge von der Seite vor, als es früher der Fall war. Dies ist nicht nur schneller, weil man die Körperwirbel umfliegt. Es ermöglicht es den nachfolgenden Springern auch, sich kompakter und näher zur Formation zu positionieren. Das spart Gesamt-Arbeitszeit ein.

Das Konzept und die Theorie stehen also.

Aber natürlich muss das Ganze auch von den Springern umgesetzt werden. Das Verbessern der individuellen Skills beinhaltet damit das größte Potential, um supergroße Formationen aufzubauen. Viel Praxis, intensive Seminare mit extra erstellten Lehrvideos mit Animationen sowie ein knallhartes Debriefing durch Chris und Brian helfen dabei.

Trotzdem bleibt die schwierige Aufgabe, für jeden Formations-Slot die richtige Person zu finden, denn fast jede Position hat ihre unterschiedlichen Anforderungen. Keiner aber kennt die verfügbaren Leute so gut wie Chris, so dass er eigentlich immer sehr schnell eine neue mögliche Konstellation vorstellen kann. Er ist auch derjenige, der zu den Rekord-Camps einlädt, und jeder verlässt sich auf seine Expertise und akzeptiert die Position, auf der er von Chris eingesetzt wird, oder akzeptiert eben auch, wenn er nicht oder noch nicht auf der Magnetplatte für die Großformation auftaucht.

Dieses Mal waren es fast 60 Springer, die nicht im 65er-Sequenzsprung sein konnten. Natürlich leichte Enttäuschung in den Gesichtern der erfahrenen Springer, aber auch Hoffnung und Freude bei den neu dazugekommenen, die übrigens hervorragend von Andrew Draminski gebrieft wurden.

Für das große Ziel der 11×11, also 121er-Formation werden ja mindestens weitere 56 Springer benötigt.

Das wird aber noch etwas warten müssen. Da wir in diesem Camp aufgrund des schlechten Wetters das Ziel des 65er-Sequenzsprungs und einer eventuellen 81er-Formation nicht erreicht haben, ist genau dies der Plan für das November-Camp im nächsten Jahr. In 2024 wird es also keinen Angriff auf den alten 100er-Weltrekord geben.

Für die Sprünge in Lake Wales standen 4 Caravans vom Zentrum „Jump Florida Skydive“ zur Verfügung, die auch für die 65er Formationen gleichzeitig in der Luft gebraucht wurden.

Wenn es um Rekorde geht, sind natürlich auch immer die weltbesten Videoleute mit dabei. Dieses Mal waren das Norman Kent, Gustavo Cabana, Chico Tomaselli, Daniel Lépot für die großen Sachen und weitere fünf für die parallel trainierenden kleineren Formationen.

Der Bundestrainer für die Disziplin CF, Peter A. Pfalzgraf, stellt für interessierte Anfänger ein Formular bereit. Wir suchen dann nach einer Kontaktaufnahme von aktiven CF-Gruppen in Deiner Region.

https://canopy-formation.de/cf-anfaenger-anfrage/

Tom Brand

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