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Yvonne, sag mal, möchtest Du noch mal so ein mega Foto haben? Hast Du Bock?“ Philipp (Exner) und Tobi (Koch) standen grinsend jeweils rechts und links neben mir und wir schauten auf das riesige Plakat in unsere Marler Halle – das Motiv: Der Nachtrekord 2022. „Ähm, ja klar, auf jeden Fall!“ Und schon wieder war da diese positive Aufregung … Doch diesmal sollte es aber anders kommen als gedacht.

5. Oktober 2023, 14h: Treffpunkt beim Verein für Fallschirmsport Marl. 17 teils aufgeregte, teils ruhige, aber allesamt neugierige Springer und Springerinnen von den verschiedensten Plätzen Deutschlands versammeln sich in unserer Halle. Genug Zeit, um mit dem wichtigsten zu starten: Eine Platzeinweisung, gefolgt von einem ausführlichen Briefing zum Vorhaben, sämtlichen Sicherheitsaspekten, dem besonderen Equipment neben dem wohl bekannten, ergänzt um die Learnings aus dem vergangenen Jahr. Alle lauschen aufmerksam, stellen Fragen und stimmen sich als Team ein. Teilweise kennt man sich nur flüchtig, gemeinsam in der Luft war man schon gar nicht. Ein erster gemeinsamer Sprung bei Tag hilft dem Teamgefühl. Am Abend dann gemeinsames Abendessen und dazwischen viel Zeit für Austausch: Woher man so kommt, was man sonst in der Luft treibt und die Frage aller Fragen: Ist es Dein erster Sprung bei Nacht? Für einige ist das so, in jedem Fall bleibt ein Nachtsprung etwas Besonderes und nicht Alltägliches. Und so macht sich eine ganz andere Art von Nervosität, Anspannung und Aufmerksamkeit breit, als es am Abend dann heißt: LED-Schläuche anlegen, Taschenlampen und Pyro-Technik befestigen, alles noch mal checken und einsteigen. Das Vorhaben: ein 17er Sequential bei Nacht mit 2 Punkten. Über 1.500 Zuschauer bestehend aus Vereins- und Familienmitgliedern, Freunden und Neugierigen aus der gesamten Umgebung fiebern am Boden im Dunkeln mit, als der Himmel über uns plötzlich bunt wird und sich die Formation zeigt. Die Pyro-Technik wird gezündet und es sieht aus wie ein Sternenregen über Marl. Die landenden Springer werden jubelnd am Boden empfangen und die Freude über das Spektakel ist riesig. Erleichterte Gesichter bei den Springern, aber auch Euphorie und Aufregung schwingen mit. „Das war der absolute Wahnsinn, was wir da gerade gemacht haben“, so Georg Albersmann. Leider wollte es in dieser Nacht auch nach dem zweiten Versuch nicht klappen. Wäre ich dennoch gerne dabei gewesen? Auf jeden Fall! Habe ich mich zwei Wochen vorher am Fuß verletzt und mich daher in die Reihe der Helfer im Hintergrund gerückt? Ja! Aber das ist nicht schlimm, ich fühle dennoch mit allen mit und erinnere mich noch so gut an 2022. Demnach kann ich die teilweise Enttäuschung nachvollziehen, aber auch gleichzeitig die Motivation für den nächsten Tag.

6. Oktober 2023: Nächster Versuch – Das Wetter spielt tagsüber nicht so recht mit, doch am Abend kommt die lang ersehnte Lücke. Wieder heißt es: Alles anlegen und befestigen, aufmerksam checken und einsteigen. Ob es diesmal klappt? Wieder fiebern hunderte Menschen am Boden mit und drücken die Daumen. Die Menschen sind begeistert und empfangen klatschend die glücklichen Springer. Schnell werden auch nun die Videos geschaut und ausgewertet. Gundel, strenger, aber dabei immer fairer Judge: „Ihr wolltet einen 17er Sequential mit 2 Punkten bei Nacht springen?“ – Kurze Pause, weil es ja nicht spannend genug ist. – „Und was soll ich sagen? Ihr seid den Rekord gesprungen! Herzlichen Glückwunsch!“

Wahnsinn – so kann man den zweiten Abend beenden. Doch dabei soll es ja nicht bleiben. Der nächste Punkt ruft. Und so heißt es am

7. Oktober 2023: Warten bis es dunkel wird und wieder geht es hoch auf über 4.500m, um den Himmel bunt zu erleuchten. Schon im Endflug und bei der Landung spürt man es als Zuschauer einfach: Sie müssen es geschafft haben. Springer liegen sich in den Armen, jubeln vor Euphorie und fühlen es: Das muss geklappt haben. Aber ist das wirklich so? Findet man die einzelnen Fotos des 16ers, die die Punkte zeigen, die genauen Griffe, die Separation dazwischen? Pablo Fahrenschon als Videomann über der Formation und Philipp Exner als Videomann unter der Formation haben ihr Bestes gegeben, um alles einzufangen. Die Videos rufen wieder Gundel auf den Plan, die mit geschultem und genauem Auge die einzelnen Sequenzen durchschaut. Aber sie lässt sich nicht in die Karten gucken. Und so versammeln sich schließlich alle in der Halle und schauen sich den Sprung aus verschiedenen Kameraperspektiven an. Gundel mit enttäuschter Stimme: „Ihr habt mir einen 16er mit 3 Punkten versprochen …“ Oh nein, es hat nicht geklappt … Aber Gundel wäre nicht Gundel, wenn sie dann nicht plötzlich ein freudestrahlendes Gesicht aufsetzt und verkündet: „Und ihr habt mich nicht enttäuscht. – Ihr habt den 2. Rekord ebenfalls geholt.“ Damit ist es bestätigt: Das Team hat 2 neue deutsche Nachtrekorde geholt, einen 17er Sequential mit 2 Punkten und einen 16er Sequential mit 3 Punkten, und darf mächtig stolz auf diese Leistung sein. Herzliche Glückwünsche gehen an das Team, bestehend aus Georg Albersmann, Karin Bauch, Vera Calasan, Petra Jastram, Manfred Kleinebudde, Tobi Koch, Bene Lampe, Manfred Moritz, Felix Mauell, Vanessa Mersmann, Markus Nöh, Eric Postlack, Claire Rebhahn, Ralf Schlacht, Joß Schmid, Timo Toperi, Nico Vilter, Andreas Weiß und Volker Wesenberg.

Ein ganz herzlicher Dank geht an Gundel Klement für ein faires Judging, Robert „Bärchen“ Jastram für seine Unterstützung beim Briefen und am Boden während der Sprünge, Robert Fahrenschon für perfekte Flüge und Absetzvorgänge, Pablo Fahrenschon für seinen super Videoeinsatz und natürlich die vielen weiteren Helfer am Boden in der Betreuung aller Springerinnen und Springer. Nicht zuletzt geht ein besonderer Dank an Philipp Exner und Tobi Koch für die viele Arbeit im Vorhinein, die sichere Durchführung der Sprünge und Rundumbetreuung im Rahmen des Nachtrekords über Marl 2023.

Yvonne Marten

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