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Darf ich, als jemand, der erst sechs Jahre im Fallschirmsport ist, solch einen Artikel schreiben? Ich traue mich mal und betone bereits an dieser Stelle, dass ich nur zum Nachdenken und Diskutieren anregen möchte.

Routine ist nicht immer gut. Im Gegenteil – im Fallschirmsport können Routine und Gewohnheit auch gefährlich sein, das wissen wir alle.

Ich fahre viel Fahrrad, gerne schnell. Ich bin immer schon ohne Fahrradhelm gefahren, ging ja auch immer gut. Der Verkehr verändert sich, E-Bikes und -Roller übernehmen die Macht. Kürzlich wurde ich gefragt, warum ich keinen Fahrradhelm trage … Dies hat mich dazu gebracht, meine Routine zu überdenken. Über das Ergebnis schweige ich mich nun einfach mal aus. 😉 Aber genau darum geht es mir gerade: nicht, dass ständig etwas angepasst werden muss. Ich habe mir jedoch vorgenommen, meinen Ablauf, meine Routine, meinen Trott hin und wieder zu hinterfragen, zu vergleichen und ggf. zu verändern.

Ein Grillabend, Lagerfeuer, es ist gemütlich, man gönnt sich nach einem großartigen Sprungtag einen, egal, in welcher Form. Die eine trinkt ihr Bierchen, der andere raucht eine oder konsumiert sonst etwas, was ihn glücklich macht. Wir kennen diese Abende, es wird spät und der erste Load am Folgetag soll auch noch drin sein. Morgens im Flieger ist der Sitznachbar* entweder derjenige, der den frühen Absprung, quasi den Lagerfeuer-Hop ‘n Pop, geschafft hat, oder derjenige, der „das Licht ausgemacht hat“. Ging ja immer gut, sowohl der eine darf beim nächsten Lagerfeuer wieder dabei sein und auch der Späti muss sich keine Sorgen machen, dass ihn jemand auf seine glasigen Augen anspricht.

Ich habe hinterfragt, wie ich mich in solchen Situationen meinem Sitznachbarn gegenüber verhalte. Ignoriere ich den Restbestand im Blut und denke mir „ging ja immer gut“ oder spreche ich es an. Mit dem meiner Entscheidung entsprechenden Handeln mache ich mir nicht immer Freunde.

Und noch mal: ich möchte hier nicht den Moralapostel spielen. Ich gönne jedem Spaß und Genuss, wie auch immer der aussehen mag. Aber ich möchte im Freifall und am Schirm, wie auch im Straßenverkehr, voll zurechnungsfähig sein und wünsche mir dies auch von meinen Mitspringern … Amen! 😛

Und es blieb nicht nur beim Fahrradhelm … „Sag mal, wie lautet deine Mindestöffnungshöhe für deinen Hauptschirm?“ Zack, voll erwischt … Ich konnte einst, als mir diese Frage gestellt wurde, nicht wie aus dem POD geschossen antworten. Das hat mich geärgert, aber hey, ging ja immer gut …

„Wieso lässt du die Bridle aus der Richtung (zum Pin) kommen und nicht von der anderen?“ Darauf folgte ein Austausch und Nachlesen der Argumente sowie (Jahre später) die Anpassung des Bridleverlaufs.

„Hast du mich am Schirm gesehen? Ich war mir unsicher, das war ganz schön nah.“ Irgendwann erzählte mir jemand von dem Strampeln der Beine als Kommunikation am Schirm. Strampelt dich jemand an, strampel zurück als Zeichen, dass du ihn siehst. Seitdem bin ich bekennender Strampler. In vielen Situationen gibt es kein Richtig und kein Falsch. Ich möchte hier auch kein „richtiges“ Verhalten suggerieren. Ich finde es jedoch erstrebenswert, so viel Erfahrung (eigene und durch Austausch) und Fakten wie möglich zu nutzen, um eine Entscheidung bewusst zu treffen. Sein eigenes Verhalten von Zeit zu Zeit hinterfragen, eingespielte/-getrottete Abläufe beleuchten und sich mit anderen Menschen austauschen. Denn fast jeder hat eine eigene kleine Geschichte zu jedem Thema …

Ich freue mich auf viele Geschichten bei der InSiTa! 🙂

*Zur besseren Lesbarkeit von Personenbezeichnungen und personenbezogenen Wörtern wird die männliche Form genutzt. Diese Begriffe gelten für alle Geschlechter.

Verena Jürgens

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