Anzeige

HTML Code here

Boogies gibt es an vielen tollen Plätzen auf dieser Welt. Aber auf den Seychellen, und da waren sich alle Teilnehmer des ersten Boogies, der jemals auf dieser Inselgruppe im Indischen Ozean stattfand, einig, springt man im Paradies.
Ankunft
Die Inselgruppe der Seychellen wurde zwar schon um 1500 entdeckt, aber erst 1753 durch französische Seefahrer in Besitz genommen. Benannt wurden die damals namenlosen Inseln nach Jean Moreau de Séchelles, Finanzminister unter Ludwig XV. Und auch wenn die Inseln 1814 an die Briten abgetreten werden mussten, spürt man bis heute den französischen Einfluss.
Nach der Ankunft auf der Hauptinsel Mahe, bei strahlend blauem Himmel, türkisfarbenem Wasser und strahlend weißen Sandtränden, geht es direkt weiter auf den letzten Teil der Reise. In einer Twin Otter mit Sitzen, ohne Fallschirm auf dem Rücken … ein komisches Gefühl: Auf wie vielen Inselfluglinien „missbraucht“ die Air Seychelles diese schöne Absetzflugzeug zum normalen Liniendienst?! Dass der Weiterflug nach Praslin ziemlich genau so lange dauert wie ein Absetzflug ist da bestimmt kein Zufall. Weitere 20 Minuten später und eine kurvenreiche Berg- und Talfahrt durch einen Palmendschungel erreicht man die Dropzone. Keine typische Dropzone, sondern ein Teil der ehemaligen Residenz des Präsidenten der Seychellen. Direkt an einem weitläufigen Strand mit feinem weißen Sand unter Palmen gelegen findet man, neben den Dingen, die man an normalem Dropzones auch findet, hier natürlich Sonnenliegen, Jetskis und Stand-up-Paddeling Boards.
Während in großen Teilen Europas Anfang April noch einmal Schnee fiel, waren hier T-Shirt und Shorts, auch beim Springen, die Maximalbekleidung. 30° +/- 1°C sind praktisch die ganzjährige Durchschnittstemperatur, die auch auf 4.500 Meter kaum merklich abnimmt. Ähnlich verhält es sich mit den Wassertemperaturen, was praktisch alle Teilnehmer direkt nach ihrer Ankunft dazu bewog, im Meer direkt vor dem Sprungplatz schwimmen zu gehen.
Load organizer
Die Freeflyweltmeister Karine und Greg von Airwax kommen mit dem Dropzone-Boot von der Hauptinsel und selbstverständlich gibt es auch eine normale Fährverbindung. Pete Allum, der während seines Aufenthaltes hier erfahren wird, dass er in die Skydiving Hall of Fame aufgenommen wird, ist sogar schon ein paar Tage früher angereist, um mit seiner Frau Sonne und Strand zu genießen. Auch Freefly-Miterfinder und Weltmeister Omar Alhegelan hat die Chance genutzt und ist mit seiner Familie bereits angereist. Will Penny, ebenfalls Weltmeister, vervollständigte das absolut hochkarätige Lineup der Loadorganisatoren. Hinzu kamen noch Augusto Bartelle sowie Ewan Cowie und Ralph Wilhelm hinter der Kamera.
Safety Briefing
Nachdem alle Teilnehmer ebenfalls eingetroffen waren, ging es ans Briefing und anders als an einer normalen Dropzone, wurde hier auch schnell klar, dass es eine Reihe von abweichenden Bedingungen gibt, die man auf einem exotischen Boogie an einem außergewöhnlichen Ort mit beachten muss.
Dropzone und Flughafen liegen örtlich getrennt und die Ebbe- und Flutbedingungen verändern die Landezone, die sich über einen 3 Kilometer langen Sandstrand erstreckt, der gesäumt ist von Palmen. Entsprechend umfangreich war daher auch das Safety Briefing mit allen Wasserlandungsprozeduren, Absetzpositionen und Ausweichflächen. Dem Boogie kam zusätzlich zu Gute, dass der Veranstalter für dieses erstmalige Event die Teilnehmergruppe relativ klein gehalten hat und so ein nahezu 1:1 Verhältnis an LOs und Teilnehmern gegeben war. Mit dem gebündelten Know-How wurden Dropzone, Landezonen, Flughafen und Absetzregion gemeinsam besichtigt und anschließend nochmals die konkreten Landepattern für alle erklärt. Eine besondere Erwähnung an dieser Stelle widmen wir dem Master Rigger Chips, der sehr gewissenhaft jeden Tag sämtliche Rigs vor den Sprüngen nochmals geprüft hat und auch die AAD Aktivierung sicherstellte.
(Da Sicherheit gerade an fremden und insbesondere exotischen Orten die höchste Priorität hat, haben wir am Ende des Artikels dazu eine Checkliste zusammengestellt, die nochmals die wichtigsten Punkte aufgreift, um Risiken zu minimieren.)
Logistik
Am nächsten Tag ging es dann auf der Ladefläche des Drop-Zone-Transporters zum Flughafen. Die Straße führte dabei nicht nur durch bunte Ortschaften oder am Meer vorbei, sondern auch durch den dichten Dschungel. Ein eher nicht alltäglicher Weg zum Flugzeug. Und auch das Flugzeug war eher nicht alltäglich, eine Dornier 228 der Luftwaffe der Seychellen. Normalerweise als Seeaufklärer eingesetzt, saßen die Fallschirmspringer neben den Radaranlagen in der Kabine. Auch ebenfalls eher ungewöhnlich war, was im Flieger nach dem Start passierte. Es begann in der Kabine kräftig zu qualmen. Kein Notfall, sondern eine Wohltat, das Flugzeug verfügte über eine Klimaanlage, die aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit zunächst erst einmal kühlen Nebel in der Kabine produzierte.
Auch in 4.500 Metern war es nach dem Öffnen der Tür nicht wirklich kühl. Somit wählten dann auch praktisch alle Springer, egal welche Art von Sprung geplant war, kurze Hosen und T-Shirt statt langen Kombis oder Booties.
Springen über dem indischen Ozean
In der Luft selbst gab es je nach Leistungsstand und Disziplin für jeden Geschmack etwas. Pete Allum schrieb, unterstützt von Omar Alhegelan und einer Gruppe von Bellyflyern in drei Sequenzsprüngen das Wort SEYCHELLES in den Himmel. Wobei, was alle Teilnehmer anmerkten, Bremsen und Drehen/Verschieben ohne Anzug bzw. Booties komplett anders ist als mit der normalerweise richtigen Kleidung.
Teilnehmer, die etwas über 250 Sprünge hatten, wurden von Karine Joly auf ihren ersten Hybrid genommen. Einen Spaß, den man bei einer so geringen eigenen Sprungzahl mit einer Weltmeisterin sonst eher selten realisieren kann. Die Freeflyer waren sowohl streng vertikal wie auch im Winkel unterwegs. Dies oft, aufgrund der hohen Dichte an Load-Organizern, in kleinen Gruppen. Wunschkonzert über dem Paradies. Somit gab es strahlende Gesichter bei allen Teilnehmern nach jeder Ladung, weit über dem Niveau, das man von einem coolen Sprung an einer normalen Dropzone kennt. Wozu, da waren sich alle Teilnehmer einig, der picture perfect Hintergrund auch maßgeblich beitrug.
Vollkommen hindernisfrei waren auch die Landezonen. Zone 1 lag direkt vor Hotel und Dropzone am Strand. Bis zu 3 km lang und je nach Flut oder Ebbe bis zu 50 m breit. Bei Flut schrumpfte diese Landezone aber auf wenige Meter Breite, so dass an das andere Ende der 3 km langen Bucht, die den schönen Namen Goldküste trägt, verlegt wurde. Hier war auch bei Flut die Landezone mindestens 10 m breit und mehr als 200 m lang, und somit auch für weniger erfahrene Teilnehmer gut zu treffen. Und natürlich war das Meer eine einladende Spielwiese für die Swooper, die, unabhängig vom Wasserstand, ihren Endanflug über dem Wasser vollführten.
Und als die Teilnehmer dachten, es könnte nicht mehr schöner werden, setzten die Veranstalter (www.skydive.sc) noch einen drauf. Einen Injump nach La Digue. Die viertgrößte Insel der Seychellen hat Buchten, die direkt aus einem Tourismus-Werbeprospekt stammen könnten. Der extrem weiße und weiche Strand. Die großen Granitfelsen. Palmen. Kokosnüsse. So perfekt, dass es fast schon kitschig wirkt. Und zu allem Überfluss sind noch niemals zuvor Fallschirmspringer auf dieser Insel gelandet. Nach dem wunderschönen Sprung wurden dann die Transportmittel gewechselt und Extremsport war angesagt. Da es auf der Insel kaum Autos gibt, ging es dann mit dem Fahrrad von der Landebucht auf der Südseite der Insel zur Fähre auf der Nordseite. Bei 30 Grad natürlich über einen kleinen Berg. Zur Abkühlung tat die frische Meeresbrise bei der Heimfahrt mit dem offenen Boot direkt bis vor die Dropzone/das Hotel dann gut.
Land und Kultur
Nicht nur die Dropzone und die Hotelanlage, sondern das gesamte Land war extrem sauber. Von anderen Ländern dieses Breitengrades ist man das traurige Bild von viel Müll auf und neben der Straße gewohnt. Die Seychellen bilden hier eine sehr positive Ausnahme, da weder über noch unter Wasser Müll zu finden war. Die Tatsache, dass die Einwohner ihr Paradies pflegen, fiel vielen der Teilnehmer äußerst positiv auf. Analoges galt für den Umgang mit Tieren. Diese werden hier durchweg gut behandelt. Selbst streunende Hunde wurden von den Einheimischen freundlich behandelt und machten allesamt einen wohlgenährten Eindruck. Ein Punkt, der viel über die Menschen auf den Seychellen aussagt.
Wo viel Licht ist, gibt es aber auch viel Schatten, sagt ein altes Sprichwort. Und im Schatten lauerten in der Hotelanlage tatsächlich Gefahren. Nicht in Form von Kriminalität, die ist auf den Seychellen sehr gering, sondern in Form von Riesenschildkröten. Wenn man nach dem Abendessen in der Dunkelheit, man ist nahe dem Äquator und da ist es um 7 Uhr dunkel, vom Restaurant zu seinem Bungalow abkürzen will und dazu die beleuchteten Wege verlässt, kann man leicht über eine der zahlreichen Riesenschildkröten, die auf dem Gelände frei herumlaufen, stolpern. Tagsüber haben sie eine ähnliche Aufgabe wie Schafe in vielen Ländern, sie dienen als Rasenmäher. Die Menschen sind entspannt und freundlich und stets hilfsbereit und haben die Fallschirmspringer als völlig neue Attraktion applaudierend und gleichzeitig bewundernd empfangen. Insbesondere die kreolische Küche und der frische Fisch haben den Aufenthalt noch zusätzlich abgerundet.
Vielen Dank Seychellen, wir kommen wieder.
Boogie Checkliste
1) Ausgiebiges Dropzone Briefing:
Dropzoneaufbau
Landezonen (Luftbilder, Google Maps)
Windbedingungen (Wie verhält sich das Gleitverhältnis deines Schirms im Landepattern)
Hindernisse und Lee (Man sollte in der Lage sein, „Flat Turns“ mit seinem Schirm im Landeanflug machen zu können, um ggf. plötzlichen Hindernissen auszuweichen)
Sonstige Gefahrenstellen im Anflug oder Landebereich oder drum herum (Wasser, Strom, Straßen etc.)
Richtung des Jumprun und Absetzpunkt
Alternative Ausweichlandezonen
ggf. Höhenunterschiede zwischen Landezone und Flughafen (Altimeteraktivierung!, Cypresaktivierung und Sinkratenunterschiede beachten) – spürbare Sinkratenunterschiede erst bei mehr als 500 m Höhenunterschied zwischen Flughafen und Landebereich. Und solch große Unterschiede sind extrem selten.
Landepattern
Flugzeugaufbau und Absetzprozedur/Jumprun
Alle Punkte sollten geklärt sein und es sollte keine offenen Fragen geben. Scheut euch nicht nachzufragen oder separat nochmals auf Organizer und Veranstalter zuzugehen, um individuelle Fragen zu klären
2) Gear Check
Stellt sicher, dass eure Ausrüstung funktionstüchtig ist und alle Papiere auf dem aktuellen Stand sind.
Hier kann man an den Dropzones schnell feststellen, ob das Augenmerk auf Sicherheit gewährleistet ist und die Springer und deren Ausrüstung vernünftig geprüft werden.
Prüft Batteriestand von elektronischen Höhenmessern und Dittern, insbesondere in exotischen Ländern sind neue Batterien sehr schwer zu bekommen.
Stellt sicher, dass ihr gerade bei Sprüngen in Wassernähe eine Schwimmhilfe dabei habt und wisst, wie sie funktioniert und richtig angebracht wird.
3) Wasserlandung
Bei Sprüngen über Wasser sollte man die Prozedur einer Wasserlandung noch mal durchgehen und auch die Wasserbedingungen vor Ort kennen. (Sprecht das bei den Organizern noch mal separat an, wenn es nicht im Safety Briefing vorkommt)
Gibt es Korallenriffe oder Felsen
Wie tief ist das Wasser
Wo befinden sich die Rettungskräfte (Boote oder Jetskis)
4) Der Sprung
Stellt sicher, dass der Sprung ausreichend gebrieft wird:
Wer gehört zur Gruppe und was sind die Erfahrungslevel
Was ist der Sprungauftrag
Wer springt welchen Schirm mit welchem Wingload und was ist die daraus resultierende Landeabfolge
Wie ist die Exitorder
Separationshöhe
Öffnungshöhe (im Zweifelsfall sollten bei den ersten Sprüngen beide Höhen höher angesetzt werden)
Der Load Organizer sollte auch zusätzlich immer spotten, um den Ausstieg zu sichern (doch selbst wenn man einen Spotter hat, ist man immer selbst für jeden Sprung verantwortlich und sollte sich beim Ausstieg nochmals vergewissern und orientieren, um sicherzustellen, dass man richtig abgesetzt wurde)
Checkt eure Reserveklappe und alle Griffe, in vielen Fliegern auf engem Raum können sich diese leicht lösen und zu Risikofaktoren werden
5) Stellt Fragen
Wenn irgendetwas nicht verständlich ist oder noch Unklarheiten bestehen, stellt diese Fragen und scheut euch nicht. Fragen helfen allen und können Unfälle vermeiden.

Eric Klein und Ralph Wilhelm

0 Shares

Categories

Anzeige

HTML Code here