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Zum 4. Mal fand vom 24. bis 29.11.21 der Skyseekers Boogie in Ägypten statt. Springen über den Pyramiden von Gizeh – es gibt wohl kaum einen beeindruckenderen Ort für einen Boogie! Geplant waren fünf Jumps aus einer Herkules (C-130), dazwischen Zeit für Sightseeing und im Anschluss optional einige Tage in Luxor und Hurghada, wo ebenfalls jeweils zwei Jumps geplant waren.
Die Anreise gestaltete sich bereits durchaus spannend, da die Einreise nach Ägypten mit einem Gurtzeug im Gepäck nicht ganz alltäglich ist. Das Sicherheitspersonal nahm sich erst mal fast vier Stunden (!) Zeit, um das Ganze sorgfältig zu überdenken, bevor schließlich alle (mitsamt Gepäck) den Flughafen in Richtung Hotel verlassen durften.
So erreichten wir spät, aber immerhin vollzählig das für uns gebuchte Mövenpick Hotel am Stadtrand von Kairo, wo nach und nach auch die anderen Springer eintrudelten.
Am nächsten Morgen gab es ein erstes Briefing zum Ablauf der Sprünge, zur Landing Zone, Optionen bei Außenlandungen und die Einteilung der zwei Gruppen. Loadorganizer wie Curt & Jeannie Bartholomew (Team Alter Ego Fastrax) und Video-Profis wie Juan Mayer würden unsere Sprünge begleiten, mit Ralph Grimm hatten wir auch einen deutschen LO für die Wingsuiter mit an Bord.
Anschließend ging es mit Bussen zur Landing Zone an den Pyramiden, um das Gelände in Augenschein zu nehmen und erste Bekanntschaften mit den Locals („hello my friend! Photo photo?“) zu machen. Der erste Eindruck: „Wow, wir landen DIREKT neben der Chephren-Pyramide“ wechselte sich ab mit der Erkenntnis, dass es um die Außenlandegelegenheiten tatsächlich nicht so wahnsinnig gut bestellt war und man besser die (ebenfalls schon recht steinige) Landing Area trifft. Leider waren wir bereits ein ganzes Stück hinter dem avisierten Zeitplan, sodass wir keine Zeit hatten, die Pyramiden zu besichtigen, aber immerhin die Gelegenheit, ein wenig herumzulaufen, Fotos zu machen, und das Ganze auf uns wirken zu lassen. Besonders wenn man noch nie dort war, ist es schon sehr beeindruckend, neben einem der antiken Weltwunder zu stehen und zu realisieren, dass man am Folgetag genau dort mit dem Fallschirm abspringen wird.
Im Anschluss gab es die Möglichkeit, einen Ausflug zur Stufenpyramide von Sakkara zu buchen oder zurück ins Hotel zu fahren und ein kühles Getränk am Pool zu genießen.
Tag 2 und 3 waren als Sprungtage geplant, der Blick auf den Zeitplan verhieß allerdings nicht nur Gutes: 4:45 (morgens!) Meeting in der Lobby, 5:30 bzw. 6:00 Uhr Abfahrt der Busse, 7:00 Uhr Check-in an der Airbase und 08:00 Uhr 1st Take-Off. Völlig übermüdet fanden sich also gut 140 Springer in der Lobby ein, um festzustellen, dass die Abläufe in Ägypten nicht ganz mit der deutschen Pünktlichkeit und Organisation kongruieren. Um 08:00 saßen wir immer noch in der Lobby, die Gruppen waren noch mal umgestellt worden, und den Organisatoren war spontan eingefallen, dass sie auch die Sprungzahl der Teilnehmer noch kurz anheben könnten. Mittlerweile waren auch die knapp 100 Begleitpersonen dazugestoßen, die sich ebenfalls in der Lobby treffen sollten. Gegen 08:30 Uhr konnten wir endlich die ersten Busse besteigen, und es ging los in Richtung Airbase. Man hatte uns gesagt, wir müssten uns auf Wartezeiten einstellen und die WCs dort hätten einen „low standard“. Beides war nicht übertrieben, zwei Stunden lang hieß es abwechselnd „get ready, we’re leaving soon“ und „it will take 10-15 more minutes“. Und wer in dieser Zeit in die Verlegenheit kam, ein WC nutzen zu müssen, dem erscheint nach dieser Erfahrung vermutlich jede Autobahnraststätte wie ein 5-Sterne-Spa. Nach gefühlt einer halben Ewigkeit ging es dann aber endlich los – wir bestiegen die C-130 und los ging es in Richtung Pyramiden! Gesprungen wurde jeweils aus 4000m über Grund (FL 150) in den zuvor festgelegten Gruppen. Durch die hohe Geschwindigkeit der C-130 beim Absetzen (150 kts) hatten wir Wingsuiter sogar die Möglichkeit, die Herkules direkt nach dem Exit kurz zu übersteigen – eine völlig neue Perspektive!
Der Blick nach unten ließ dann die Wartezeit am Boden schnell vergessen – die riesige Stadt Kairo und vor allem die Pyramiden von Gizeh lagen uns wortwörtlich zu Füßen! Ein unvergesslicher Blick, insbesondere da der Landeanflug direkt über die Chephren-Pyramide ging und man gefühlt nur wenige Meter über der Spitze schwebte, bevor man in der Landing Zone direkt neben der Pyramide aufsetzte. Die Organisatoren hatten Windsack & Windblades sowie eine halbwegs schattige Packingarea organisiert, sodass wir vor Ort packen konnten, bevor wir den Bus für den nächsten Jump bestiegen. Mittlerweile waren wir weit hinter dem Zeitplan, aber alle für diesen Tag geplanten Sprünge konnten stattfinden und wir erreichten abends todmüde, aber glücklich das Hotel.
Der folgende Sprungtag startete erneut um 04:45 Uhr in der Lobby, und diesmal verließen wir das Hotel mit nur einer Stunde Verspätung Richtung Airbase. Dafür durften wir allerdings zwei Stunden länger an der Airbase ausharren, um irgendwann im Laufe des Vormittags den ersten Jump machen zu können. (Und auch wenn man bereits vollständig sprungfertig angezogen an Bord einer Herkules sitzt, ist das noch keine Garantie dafür, dass man mit diesem Flugzeug dann auch abhebt!) Da wir mittlerweile so weit hinter dem Zeitplan waren, war es beim Boarding für den letzten Sprung des Tages bereits am Dämmern, sodass entschieden wurde, diesen Jump auf den folgenden Tag, welcher als Reserve eingeplant war, zu verschieben. Die geplanten Sunset- und Nachtsprünge wurden abgesagt, da die Mindestteilnehmerzahl nicht zustande gekommen war. Der hohe Preis für Extra-Jumps war sicher ein Faktor, da das Event an sich schon nicht ganz günstig war, aber auch die nicht ganz einfache Landing-Area hatte wohl beim ein oder anderen Teilnehmer mit nicht ganz so viel Erfahrung Bedenken aufkommen lassen.
Am 4. Tag starteten wir dann „erst“ um 06:45 und konnten den Sprung nachholen. Die andere Gruppe, welche bereits alle fünf Jumps gemacht hatte, konnte den Tag für Sightseeing nutzen. Über die Organisatoren bzw. das kooperierende Busunternehmen gab es die Möglichkeit Ausflüge zu buchen.
Abends gab es eine große Party für alle Teilnehmer und Begleitpersonen, bei der über verschiedene Tanzeinlagen bis hin zu diversen Contests für gute Unterhaltung gesorgt war. Leider ging es für einige Teilnehmer, die im Anschluss auch die Luxor-Option gebucht hatten, schon nachts um 2 Uhr wieder zum Flughafen, wer Glück hatte, war auf den späteren Flug am Vormittag gebucht worden. Für alle anderen ging es am folgenden Tag ebenfalls zum Flughafen und zurück nach Hause.
In der Retrospektive muss man sagen, auch wenn das viele Warten, das Chaos in der Organisation und das frühe Aufstehen wirklich anstrengend und teilweise frustrierend waren, so muss man sich doch bewusst machen, dass man mit Militär in einem Entwicklungs- bzw. Schwellenland zusammenarbeitet und man dort nicht den gleichen Standard wie in Westeuropa erwarten kann. In der Organisation gibt es definitiv noch etwas Luft nach oben, aber alle Beteiligten waren immer bemüht, Lösungen für Probleme zu finden und uns eine tolle Zeit zu ermöglichen. Auch wenn es Skyseekers „Boogie“ heißt, ist es mehr ein Event, bei dem man dem vorgegebenen Zeitplan folgt. Empfehlen würde ich daher, vorher oder im Anschluss einige Tage dranzuhängen, um sich nicht während des Events noch mehr zu stressen, sondern sich davor oder danach Zeit für Sightseeing & Entspannung zu nehmen.
Was definitiv bleibt, sind Erinnerungen an wirklich einmalige Sprünge aus einer C-130 mit atemberaubender Aussicht auf die Pyramiden.

Laura Nossing

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