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Ist nicht das Motto, welches das CYPRES Demo Team eigentlich hat, aber in diesem Fall ist es wohl angebracht. Normalerweise liegt uns eher Zurückhaltung und Understatement, aktuell strotzen wir aber vor Stolz und da darf einem, so glaube ich, so etwas mal rausrutschen …
Nachdem wir eine Anfrage, einen Weltrekord aufzustellen, aus dem südamerikanischen Raum umfangreich vorbereitet hatten und sogar schon Details wie Fragen zum Luftfahrzeug, Lufträume und Time Slots geklärt waren, kam uns die politische Lage im Land dazwischen und das Projekt Weltrekordflagge für einen Auftraggeber kam ins Stocken. Die Pandemie gab dem Ganzen dann den Rest und das Projekt wurde auf unbestimmte Zeit pausiert.
Nach der Meldung bzw. Absage saßen wir erst einmal frustriert zusammen und waren ehrlich gesagt schon ganz schön enttäuscht. Doch am Ende des Abends stand dann plötzlich der neue Plan: “Warum sollen wir eigentlich nicht den Weltrekord für uns selbst springen und zurück nach Deutschland holen?“ Das ist jetzt ca. anderthalb Jahre her und mit unseren Erfahrungen aus 2017 kam alles ziemlich schnell ins Rollen.
Erste Gespräche verliefen positiv und wir konnten sofort einige für unser Projekt begeistern. Passendes Gewebe musste gefunden werden. Das Unternehmen DELCOTEX Delius Techtex GmbH & Co. KG, WORLD OF TECHNICAL TEXTILES war sofort bereit uns zu unterstützen. Es wurden verschiedene Gewebe getestet und beurteilt. Wir verbrachten einige Zeit in der Weberei, im Labor und an allen möglichen Testeinrichtungen, um ein möglichst perfektes Ergebnis für unser Vorhaben zu erzielen. Als Ergebnis stand ein ultraleichtes Gewebe mit einer sehr niedrigen Grammatur pro Quadratmeter, was für eine solche Flagge schon entscheidend sein kann.
Nachdem das Gewebe gewebt und auf riesigen Rollen verstaut war, ging es nahtlos weiter zum Färbeprozess. Die Vorgaben von Guinness World Records sind klar: Es muss eine Flagge sein, die bereits in klein existiert.
Wie schon 2017 haben wir uns für die Deutschlandflagge in Schwarz, Rot und Gold entschieden.
Nachdem die Färberei das Gewebe veredelt hatte, wurde dieses direkt nach der Qualitätskontrolle in die Näherei geliefert. 6 Näher haben innerhalb von 8 Tagen durchgehend Bahn für Bahn zusammengefügt und sich durch die Unmengen an Material gearbeitet. Die Näherei versank sprichwörtlich in schwarzen, roten und gelben Bergen.
Im Anschluss wurde die Flagge verstaut und sicher aufbewahrt.
Parallel zu den ganzen Vorgängen wurden weitere Vorbereitungen getroffen. Da es zu einem solchen Rekordversuch wirklich nichts von der Stange gibt, musste alles selbst entwickelt und umgesetzt werden.
Zum einen wurde der Fallschirm, wie schon in 2017 ein Prototyp, weiterentwickelt und mehrfach modifiziert. Die Leistungsbandbreite ist enorm und für unser Projekt nahezu ideal.
Dafür noch einmal vielen Dank an die Firma Brüggemann GmbH + Co.KG Fallschirme und Lufttransport – Ausrüstung, die uns ebenfalls umfangreiche Unterstützung mit Mensch und Material bei der Herstellung des Verpackungssacks gegeben hat. Über Wochen konnten wir Infrastruktur und Wissen nutzen, um diesen Container zu entwickeln und zu fertigen. 14 Dreiringsysteme sind verbaut, einige Meter Kabelhousings, ein Rettungsschirm bekam eine neue Verpackung, um nur einige Stationen zu nennen, mit denen wir uns beschäftigen mussten. Die Nähmaschinen wurden nie kalt. Viele Abende, an denen wir zusammengesessen haben, um beim Brainstorming weiterzuentwickeln. Unzählige Nächte, in denen der Kopf einfach nicht stillstehen wollte und z.B. um 02:35 das Licht anging, um schnell noch eine Notiz zu machen. Am Morgen dann ein voller Zettel, der wieder abgearbeitet werden musste.
Ebenfalls zeitgleich gingen wir neben unseren normalen Sprungvorhaben, wie Außenlandungen, Demos und Tandemsprüngen ins spezielle Training für den Weltrekord.
Immer wieder Teammeetings, immer wieder Veränderungen. Jede noch so kleine Justierschraube wurde versucht zu stellen. Erst mit kleinen, leichten Sachen und dann mit großen und schwereren Sachen, bis wir letztendlich mit unserem fertigen Originalgepäck trainieren konnten. Dass wir uns seit 2017 enorm weiterentwickelt haben, lässt sich nicht nur daran erkennen, dass wir Trainingssprünge mit unserer alten Weltrekordflagge aus 2017 (2607qm) mittlerweile als normal ansehen.
Zwischendurch eine Trainingswoche in Klatovy. Wieder einmal Unterstützung vom Feinsten. Das Originalgepäck musste getestet und eingesprungen werden. Täglich etwa 10 Stunden Vorbereitung, um dann einen Sprung zu machen. Das hat nicht gerade Boogie- oder Funjump-Charakter, aber gemeckert wurde nicht. Jeder hat konzentriert mit angepackt, um genau diesen Sprung zu absolvieren. Mit Glück dann noch ein Tagesabschlusssprung zum Restaurant, dann waren alle glücklich. Nach dem Sprung hieß es natürlich wieder, die Flagge bergen, Equipment nachbereiten, aufpacken, um am nächsten Tag alles erneut vorzubereiten. Die Abende wurden wieder genutzt, um erkannte Fehler abzustellen und in allen Bereichen, wenn, nötig, nachzubessern.
Es folgte die Generalprobe. Die Skyvan schwebte bei besten Wetterbedingungen am Flughafen Paderborn Lippstadt ein. Unsere Vorbereitungen waren abgeschlossen. Die Medien warteten aufgeregt. Takeoff, 20 Minuten Holding und dann konnte es endlich losgehen. Der Sprung, bei dem der Springer ähnlich wie beim Bob fahren im Wintersport, aus der Maschine geschoben wird, klappte hervorragend. Punktlandung.
Auch an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an alle Unterstützer vom PAD Heimathafen. Ihr seid ein tolles Team. Ganz besonderen Dank an unsere drei Mädels. Jenny, Andrea und Johanna, mit Vollgas dabei, Tag und Nacht zu erreichen und mit immer neuen Ideen am Start. Ihr habt das ganze Drumherum perfekt organisiert und ein tolles Event auf die Beine gestellt und uns damit den Rücken frei gehalten, um die Konzentration auf dem Sprung zu lassen. Ihr seid großartig! Nicht zu vergessen Homie, der sich immer mal wieder eingeschlichen hat.
In Dortmund hatten wir dann die Möglichkeit, die Flagge in den Westfalenhallen auszulegen und erstmalig zu vermessen. Nachdem die Vermessungsingenieurin ihre Arbeit getan hatte, konnten wir mit Unterstützung der 9. BPH Düsseldorf und den Auszubildenden der Westfalenhalle die Flagge nach unserem dafür entwickelten System falten und final in den Container einlegen.
Der letzte große Schritt war getan.
Finale!
Am 2. Oktober war es dann so weit. Ein Flughafen voller Gäste, ein Team voller Tatendrang und ein Flieger, der nur darauf wartete, uns in die Luft zu bringen.
Der Ablauf war generalstabsmäßig geplant und verlief wie erhofft. Wettercheck, Takeoff, Absprung, Flaggen release und Landung. Weltrekord!!! Erst mal vorläufig, bis wir dann die endgültige Rückmeldung von Guinness World Records haben. Die geplante Vermessung am Flughafen musste allerdings noch ein wenig verschoben werden. Nach dem Abtrennen der Flagge wurde diese durch den Wind in ein Waldstück gedrückt. Die Bergung aus den bis zu 30m hohen Baumkronen stellte sich, wie man sich sicherlich vorstellen kann, nicht so einfach dar. Am Folgetag konnten wir dann aber doch schon mit Hilfe einer Spezialfirma die Flagge bergen. Die Spezialisten konnten mit einem geländegängigen Teleskop-Steiger die Flagge aus den Baumkronen bergen. Diese wird nun gesichtet und auf die Vermessung vorbereitet. Trotz der zusätzlichen Umstände ein Megaevent.
Letztendlich ist das nur möglich, wenn ein Team auch als ein solches funktioniert. Jeder muss den Willen haben und alles geben und an vielen Stellen auch einiges andere zurückstellen, um im Projekt weiterzukommen. Vielen Dank an Hotte, der als Teamcaptain ständig organisiert und koordiniert hat. Wenn es bis jetzt noch keine Telefonflat geben würde, hätte man sie für dich erfinden müssen. Vielen Dank an Grabo für die unzähligen, schlaflosen Nächte, um die Entwicklung detailliert voranzutreiben. Vielen Dank an Schilli, Krucki, Erwin und Heiko. Wenn Hilfe benötigt wurde, ward ihr da – auch wenn nur eine Kleinigkeit besorgt werden musste, diese aber 800 km weit entfernt lag, wurde der Auftrag abgearbeitet.
Wir sind ein klasse Team …
Es würde zu weit führen, alle Unterstützer namentlich aufzuführen, aber auch euch ein riesen Dankeschön für eure Unterstützung.
Zum Abschluss ein paar Daten und Fakten:
ca. 4600m Gewebe
17km Nähgarn
ca. 240 Näharbeitsstunden
Ergebnis 2017: 2607,21qm
Aktueller Rekord: 4885,65qm
Vorläufiges Ergebnis: 6341,85qm

                                                                                                                                                                                                                                 Stefan Scheper CYPRES Demo Team

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