Liebe DFV-Mitglieder,
mit dem Editorial zur ersten Ausgabe des neuen Jahrzehnts möchte ich zunächst meine besten Wünsche für Euer gesundheitliches Wohlbefinden ebenso wie fürs berufliche und sportliche Fortkommen und vor allem fürs persönliche Seelenheil verbinden. Dazu passen könnte auch noch ein alle Jahre wieder gerne formulierter Aufruf, die bevorstehenden Aufgaben beherzt anzugehen und sich somit engagiert auf den Weg in die (noch) bessere Zukunft zu begeben. Um diesem frommen Wunsch nachkommen zu können, muss allerdings klar sein, welcher Weg beschritten oder zumindest welche Richtung einzuschlagen ist, um dem Ziel näher zu kommen und somit das Richtige zu tun. Mit Blick auf unseren Sport und die Rolle der Verbände (hier ist nicht nur der DFV, sondern auch der übergeordnete Dachverband DAeC sowie die Bundeskommission Fallschirmsport – BKF – als gemeinsame Institution adressiert) muss diese Richtungsfrage erst noch geklärt werden.
So besteht die Aussicht, den Spitzensport auch im Fallschirmspringen mit Hilfe öffentlicher Mittel in neue Sphären zu bewegen, indem wir uns 1:1 den Strukturen und Spielregeln anpassen, welche durch den DOSB als oberste Sportbehörde und das BMI als zuständiges Ministerium vorgegeben sind. Hierzu gehört zunächst eine Reihe von formalen Anforderungen, welche die geübte Praxis in unserem Sport hoffentlich nur wenig beeinflussen, weil sie ohnehin gelebt werden. Denn die Bekenntnis zur Good-Governance und den Ethik-Regeln sollte ebenso wie die Berücksichtigung und Einhaltung der Anti-Doping-Regeln sowie der Präventionskonzepte zur Spielmanipulation, Korruption und sexualisierten Gewalt bei niemandem in unserem Sport ein Umdenken erfordern. Viele der hierzu erforderlichen Schritte sind bereits vollzogen, das Regelwerk ist formuliert, die Satzungen von DFV und BKF sind geändert und die Führungsgremien entsprechend erweitert und besetzt. Das hat niemandem wehgetan und nur ein paar wenigen mehr Arbeit beschert. Kein Problem also.
Unbequemer wird es da schon beim Blick auf den Anforderungskatalog für den Spitzensport. Denn hier sind für jede Disziplin (und wir haben viele davon) neue Kaderstrukturen zu etablieren, aus denen heraus die Nationalmannschaften berufen werden, sowie mehrjährige Entwicklungspläne mit dazugehörigen Trainingskonzepten zu entwerfen. Dies kann nicht so einfach in einer Geschäftsstelle bewerkstelligt werden, sondern hierzu bedarf es im Vergleich zur Vergangenheit eines bedeutend höheren Aktivitätsgrades in den Reihen der Bundestrainer, welche allerdings auch die Chance erhalten, die Geschicke ihrer Disziplin viel nachhaltiger zu gestalten, weil sie mehr Mittel an die Hand bekommen. Ferner müssen die Planungen und Konzepte auch zur Trainings- und Lebensrealität der Athleten passen, was für unseren Sport keine Selbstverständlichkeit ist.
Hochgradig sensibel wird es, wenn die Konzepte den Breitensport bzw. die über Jahre und Jahrzehnte herausgebildete Szenerie an Sprungplätzen, Flugzeugbetreibern und Vereinen tangieren. Sobald nämlich bundesweite Leistungszentren etabliert und infrastrukturell aufgerüstet werden, damit dort dem Spitzensport entsprechende Priorität eingeräumt wird und alle geplanten Trainingsmaßnahmen stattfinden können, gerät das etablierte Gefüge womöglich gehörig durcheinander.
Mithin wollen zur Beantwortung der Frage „Quo vadis Fallschirmsport?“ alle diese Konsequenzen bedacht und von allen Seiten beleuchtet werden, um die strategischen Ziele für unseren Sport festzulegen und einen geeigneten Weg dorthin einzuschlagen. Genau dies geschieht noch im Januar im Rahmen einer Klausurtagung der BKF gemeinsam mit allen Bundestrainern.
Spätestens im Anschluss daran kann es dann für alle heißen, sich beherzt auf den Weg ins neue Jahrzehnt zu begeben. Auf geht’s!
Henning