So liebe Leute, in unserem letzten Teil haben wir ein bisschen vorgegriffen, um euch mit dem Thema HU ein bisschen zu spoilern. Nun gehen wir in diesem Part aber wieder zwei Schritte zurück und werden uns ein bisschen um die Basics des Bauchfliegens kümmern. Das Bauchfliegen ist ohne Frage die wichtigste Position, die es im Pool der Positionen gibt. Nicht nur müssen wir im Himmel zwangsläufig auf den Bauch gehen am Ende eines jeden Sprunges, um unseren geliebten Fallschirm zu ziehen, sondern auch im Tunnel ist diese Position essenziell wichtig. Nachdem die erste Hürde eines Bodyflyers – ja, so nennt man sich als moderner Tunnelflieger 🙂 – überwunden ist und er volle Kontrolle auf dem Bauch besitzt, stehen ihm fortan alle Türen im Sport offen. Wie wir ja alle wissen gibt es verschiedenste Disziplinen im Indoor- und Outdoorsport. Bei den meisten dieser Disziplinen ist eine perfekte Bauchposition entscheidend für die Sauberkeit ihrer Ausführung, aber dazu später mehr.
Bauchfliegen Indoor/Outdoor
Nicht ganz so extrem wie beim Head-up-Fliegen stell ich aber auch beim Bauchfliegen einige Unterschiede fest, besonders beim Erlernen dieser Position. Fangen wir doch einfach mal beim AFF-Schüler ohne Tunnel-Erfahrung an. Hier wird beim Bodentraining besonders darauf geachtet, dass die Idee des Hohlkreuzes mit vorgestreckter Hüfte verstanden wurde. So ist bei den ersten Sprüngen erst mal egal, ob ein Schüler zu lange Beine oder zu kurze Arme hat und somit den Sprung über eine konstante kleine Vorwärtsfahrt hat, solange die Hüfte unten ist und die Position stabil gehalten wird. Das Hauptziel hierbei ist es, dem Schüler eine Position beizubringen, in der er seinen Fallschirm stabil und ohne Gefahr ziehen kann. Beim Tunnelfliegen ist, aufgrund der Platz begrenzenden Glasscheiben, zwangsläufig ein anderer Ansatz erforderlich. Hier muss man im Gegensatz zum Himmel von Anfang an darauf wert legen, eine stabile und auf dem Punkt liegende Position zu lernen. In der Praxis sieht das so aus, dass der Coach einen beim ersten Mal aufs Netz legt bei niedriger Windgeschwindigkeit. Das hat den Vorteil, dass man nicht unkontrolliert wegfliegt, sondern erst mal in aller Ruhe auf dem Netz begreifen kann, wie das Zusammenspiel der Arme und Beine funktioniert. Sobald das verstanden wurde, wird der Wind aufgedreht, bis der Schüler in einer schönen neutralen Position fliegt. Fortan heißt es: lernen, lernen, lernen, denn die Steuerbefehle, die man fürs Bauchfliegen anwendet, kann man fortlaufend für andere Positionen im Grundgedanken übertragen. Es ist also nicht zwangsläufig notwendig, in den Tunnel zu gehen, aber wenn man lernen möchte, wie man volle Kontrolle hat und ruhig fliegt, empfiehlt sich das allemal. Jeder Springer wird sich mit Sicherheit an seinen ersten holprigen Tunnelflug erinnern und sagen können, dass es noch mal was ganz anderes ist als aus dem Flieger zu hüpfen.
Formation Skydiving
Wie zuvor schon erwähnt gibt es viele Disziplinen in unserem Sport. FS ist die Disziplin, in der es bekannterweise nur ums Bauchfliegen geht. Das wird gerne mal von den Freeflyern verspottet oder scherzend abgewertet. Um aber ein wirklich gutes FS Team zu sein, gehört so einiges mehr dazu, als manch ein Freeflyer denkt ;-). FS findet zwar auf dem Bauch statt, hat aber mit der Bauchposition, die wir am Anfang erlernen, kaum noch was zu tun. Hier wird die Position nämlich bis aufs kleinste Detail verfeinert, um Drehungen etc. noch schneller und sauberer durchführen zu können. Heutzutage bieten Windkanäle eine ideale Plattform für ein intensives Training der Freifallskills. In unserem 17-Fuß-Tunnel ist es sogar möglich, entspannt mit einem 8er zu trainieren, fast ohne Platzangst zu bekommen. Was einem der Tunnel allerdings nicht abnehmen kann, weder als Freeflyer noch als Bauchflieger, ist der Exit, hierzu muss man dann doch ganz klassisch Springen gehen. Das Coole aber, sobald der relative Wind vorbei ist, kann man seine erlernten Tunnelskills abrufen. Falls ihr also Interesse habt, mit eurem 4er-Team oder allein eure FS-Skills voranzubringen, seid ihr bei uns genau richtig. Wir haben Top Bellycoaches, die regelmäßige Veranstalungen machen. Sie können euch noch viel mehr und besser erklären als ich, was so alles wichtig ist :-).
Belly Flying als Freefly/Artistic Skill
Wenn sich jemand allerdings für die Richtung Freefly entscheidet, heißt es nicht, das Bauchfliegen schnell hinter sich zu bringen und dann kommt endlich schnell der Head down, im Gegenteil: Wer ein guter Freeflyer sein möchte, sollte 1a auf dem Bauch unterwegs sein. Erst mal kurz Freefly erklärt. Beim Freefly geht es ganz allgemein darum, dass man in der Lage ist, seinen Körper in allen Ausrichtungen frei kontrolliert bewegen zu können. Aber warum muss ich überhaupt gut Bauch fliegen können, um ein guter Freeflyer zu sein? Als Freeflyer wird man sich zwar eher weniger so wie ein FS-Springer rein statisch auf dem Bauch befinden, sondern eher in einer dynamischen Bauchposition, aber egal ob wir HU/HD Outface carven, eine Transition, ein Layout oder ein Belly compressed fliegen wollen im Tunnel. In jedem dieser beschriebenen Moves befinden wir uns auf dem Bauch, nur nicht klassischerweise flach nach unten, sondern in Bewegung mit einem Anstellwinkel. So haben wir zum Beispiel beim Head down outface die Beine durchgestreckt, um eine klassische Vorwärtsfahrt zu erzeugen. Um jetzt in den Carve zu kommen, muss man eigentlich nur noch einen kleinen Drehinput geben – und voilà. Gleiches gilt für alle anderen Arten des Carvens, immer ist es eine Kombination aus einer Fahrt und einer Drehung. Das HD/HU steht dabei lediglich für die Position des Kopfen bei dynamischen Bewegungen. Der Wind befindet sich aber auf dem Bauch, weshalb es dichter am Bauchfliegen ist als zum Beispiel am Head down. So, jetzt stellt euch doch mal einen Tunnel outface carve ohne carve und ohne Tunnel mit Gurtzeug auf dem Rücken vor – richtig, da haben wir ihn, den Winkelsprung. Yihaa!
Also, ihr seht, auch wenn Bauchfliegen erst mal langweilig klingt, ist es das eigentlich nicht. Es fängt bei den Basics an und hört auch wieder bei den Basics auf. Wenn ihr mehr übers dynamische Bauchfliegen wissen wollt, könnt ihr uns gerne besuchen.
Sebastian Robak
hurricane factory Berlin