In der letzten Ausgabe stand die Schirmfahrteinteilung mit dem Anflug und der Zielgenauigkeit im Mittelpunkt. In dieser Ausgabe möchte ich ein bisschen auf die letzte Ausgabe aufbauen und die folgende Frage beantworten:
Wie erreiche ich eine sanfte, schöne und somit weiche Landung?
Doch was ist eine sanfte Landung? Meiner Meinung nach lässt sich die Landeenergie in 4 Kategorien einteilen. Diese 4 Kategorien vergleiche ich mit:
- einem Sprung von der Bordsteinkante.
- einem Sprung von einem Stuhl.
- einem Sprung von einem Tisch.
- einem Sprung mit Anlauf von einem Tisch.
Eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen ist neben der Landetechnik, die Abstimmung der Steuerleinen- und Riserlänge auf die Armlänge des Springers!!!
Nur wenn die Steuerleinen- und Riserlänge auf die Armlänge des jeweiligen Springers abgestimmt ist, steht diesem auch eine 100%ige Flare-/Bremsleistung seines Schirms zur Verfügung. Sind die Steuerleinen zu lang, erreicht der Springer diese selbst am langen Arm nicht. Ihm steht somit nur ein Teil der Flare-/Bremsleistung zur Verfügung. Sind die Steuerleinen zu kurz, erfolgt die Flareleistung zu früh (zum Beispiel bei halber Bremse) und es kann nicht bis zum langen Arm durchgeflared werden. Der Springer läuft Gefahr, seinen Schirm zu kollabieren.
Es ist leider sehr häufig zu beobachten, dass einige Springer mit zu kurzen aber die meisten mit deutlich zu langen Steuerleinen unterwegs sind. Demzufolge ist der erwünschte Landeerfolg nicht möglich.
Zu beachten ist:
- Bei Nullwind 100% Flare-Leistung erforderlich
- Bei mäßig Wind 80% – 100% erforderlich
- Bei viel Wind 70% – 90% erforderlich
- Bei mächtig viel Wind (konstant) 60% – 90% erforderlich*
*Hierbei ist anzumerken, dass der Schirm bei über 90% ansteigt und rückwärtsfährt.
Punkt 1-4 ist aussagekräftig, wenn der Flare-Beginn der optimalen Höhe entspricht.
Welche Länge sollten die Steuerleinen haben, damit die optimale Flareleistung zur Verfügung steht?
Um diese Frage zu beantworten ist ein ganz bestimmter Punkt wichtig: der Stallpunkt. Die vollständige Flare-/Bremsleistung steht zur Verfügung, wenn der Stallpunkt am ausgestreckten Arm gerade so erreicht wird, bzw. der Schirm am ausgestreckten Arm kurz vor diesem Punkt steht. Muss die Steuerleine mehr als 1x um die Hand gewickelt werden um den Stallpunkt zu erreichen, sind die Steuerleinen zu lang. Wird der Stallpunkt bspw. schon am ausgestreckten Arm erreicht, sind die Steuerleinen zu kurz.
ACHTUNG: der Schirm sollte bei der Landung NIEMALS kollabieren
Wichtiges zum Stallpunkt – zu Deutsch: Strömungsabriss
- Jeder Springer sollte wissen, wo der Stallpunkt seines Schirms ist
- Bei einem neuen, ausgeliehenen Schirm, Demoschirm oder selbst am eigenen Reserveschirm hängend, ist der Stallpunkt der wichtigste Punkt für eine gelungene Landung
- Der Stallpunkt sollte unmittelbar und in ausreichender Höhe ermittelt werden, jedoch nur bis zum Grenzbereich (nicht kollabieren)
- Um den genauen Stallpunkt zu ermitteln, ist eine Dauer von mind. 6 Sek. erforderlich, also nichts überstürzen!
- Ist der Stallpunkt ermittelt, weiß ich, welche Flare-Leistung zu Verfügung steht
Solltet ihr euren Stallpunkt nicht kennen und nicht wissen, wie ihr SICHER herausfindet wo sich dieser befindet, fragt unbedingt Fachpersonal eurer Dropzone und probiert nicht einfach aus!
Was hat die Länge der Riser mit der Steuerleinenlänge zu tun?
Wird die Länge der Riser verändert, verschiebt sich auch der Stallpunkt. Werden die Riser verkürzt, wird der Stallpunkt im Vergleich zur ursprünglichen Riserlänge später erreicht. Verlängern wir die Riser, wird der Stallpunkt früher erreicht:
– – – Stallpunkt
- Ausgangssituation
- kürzere Riser
- längere Riser
Kurze Wiederholung aus der letzten Ausgabe
Der Bewegungsablauf für einen annähernd perfekten Flare beträgt IMMER eine Dauer zwischen 3-4 Sek. D.h. vom Flare-Beginn bis zum Bodenkontakt sollte für die Armbewegung – 0%: volle Fahrt bis zu 100% Flare: Bodenkontakt- 3-4 Sek. betragen. Kurz gesagt: „Landen in drei Etappen in drei Sekunden!
- Leicht Anbremsen
- Ausleveln
- Absetzen
In diesem Sinne, Go 4 Hop&Pop
Tobi Scherrinsky