Viele kennen ihn als Teil des 16er Teams „Schorle“, häufig ist er auch beim Inselhopping im Norden Deutschlands oder beim Para-Ski in den Alpen anzutreffen. Doch hinter Rainer Kiefer steckt noch viel mehr, als das gelegentliche Springen mit alten Bekannten. Zu seinem 40-jährigen Jubiläum im Fallschirmsport möchten wir an einige Höhepunkte im Leben des Luftsportfreundes erinnern.

Seit 1978 ist Rainer Kiefer Mitglied im 1974 gegründeten Fallschirmsportclub Südpfalz e.V. Damals steckte der Verein noch in den Kinderschuhen. Auch Kiefer war erst 21 Jahre alt, als er seine Leidenschaft entdeckte und seinen ersten Sprung absolvierte. Noch im selben Jahr erwarb er seine Springerlizenz – Körperbeherrschung war kein Problem für den geübten Turner, der auch heute noch im Turnverein tätig ist. Wenig später erwarb Kiefer ebenfalls den Pilotenschein. Schon damals war klar, dass er ein einzigartiges Hobby für sich entdeckt hatte – den Luftsport. Als der Verein im Jahre 1987 eine Cessna 206 T erwarb – damals ein bei den Springern sehr beliebtes Absetzflugzeug – holte Rainer Kiefer sie mit einem Ferry Piloten von Tampa, FL, nach Schweighofen. Es war die erste Cessna dieser Art, die in Deutschland im Absetzbetrieb geflogen wurde. Im selben Jahr kaufte er die Flugzeughalle vom damaligen Besitzer Edde Kuhn auf, um die gelbe Cessna unterbringen zu können. Dank Kiefers Einsatz konnten viele Springer in Schweighofen ihrem Hobby weiterhin nachgehen. Zwei Jahre später, das Vereinsleben brummte, erwarb Kiefer eine weitere Cessna 206 T, sodass der Sprungbetrieb aus zwei Flugzeugen mit je sechs Plätzen stattfinden konnte. Ein Meilenstein in der Geschichte des FSC Südpfalz war der Kauf einer Pilatus Porter durch Rainer Kiefer, die noch heute in Schweighofen fliegt. „Die Klää mit de digge Fieß“, wie man im Pfälzischen liebevoll sagt, wird bis heute von der Springergemeinde in Schweighofen sehr geschätzt.

Seit seinen Anfängen nimmt Rainer Kiefer an Wettkämpfen im Fallschirmsport teil und konnte dabei zahlreiche Erfolge erzielen: Kiefer ist mehrfacher Europameister in der Disziplin Paraski. Weiterhin hervorzuheben sind mehrere Siege bei der Landesmeisterschaft Rheinland-Pfalz im Stil- und Zielspringen. Seit Mitte der 90er Jahre 16er

Wettbewerbe populär wurden, war Kiefer Teil des Teams „Die Phantastischen 16“. Das Team nahm an zahlreichen Wettkämpfen in Deutschland teil, doch der Höhepunkt war der jährliche Wettkampf in La Ferte, Frankreich (damals der größte Sprungplatz in Europa). Beim Sprungbetrieb, der von morgens acht Uhr bis abends acht Uhr aus mehreren Flugzeugen stattfand, traten Teams aus vielen Nationen gegeneinander an. Die „Phantastischen 16“ gingen mehrfach als Sieger aus dem Wettkampf hervor, einmal sogar mit einem Deutschen Rekord von 9 Punkten. Aus den „Phantastischen 16“ wurde das heutige „Schorle“-Team und noch heute beteiligt sich Kiefer mit der Mannschaft am einzigen noch bestehenden 16er Wettbewerb in Eisenach.

Rainer-Kiefer-40Jahre-Luftsport

Aus dieser Leidenschaft für das Wettkampfspringen erwuchs der Wunsch, die Deutsche Meisterschaft in die Heimat zu holen: sowohl 1991 als auch 1998 beteiligte sich Kiefer maßgeblich an der Organisation der DM in Schweighofen. Ein kleiner, familiärer Verein richtet die Deutsche Meisterschaft aus – das war auch für die umliegenden Ortschaften, die sonst mit Weinbau und Landwirtschaft zugange sind, eine Sensation. Vor allem die erste DM, die in Schweighofen ausgerichtet wurde, war eine Besonderheit: aufgrund des wetterbedingten Ausfalls der DM im Jahr zuvor wurde binnen kürzester Zeit eine „Nachhol“-DM organisiert, die von den Vereinsmitgliedern innerhalb von 6 Monaten auf die Beine gestellt wurde. Als unvergessliche Erfolge gingen die beiden Meisterschaften in die Vereinsgeschichte ein. Kiefer gehörte zu den ersten Tandemmastern in Deutschland und verhalf damit lange Zeit auch Nicht-Springern zum Freifall. Aber auch den Flugsport vernachlässigte Kiefer nicht: er erwarb zusätzlich zu seiner Berufspilotenlizenz die Hubschrauberpilotenlizenz und wurde somit zu einem „Allrounder“ in Sachen Luftsport. Außerdem ist er Class Rating Instructor und Examiner für das Pilatus PC6 Class Rating und ist somit berechtigt, Piloten auf der Pilatus Porter einzuweisen und zu prüfen.

Ein Highlight im Leben des Fallschirmspringers, der im normalen Leben als selbstständiger Orthopädieschuhtechnikermeister tätig ist, war außerdem die Teilnahme an einer spannenden Expedition, die zu einem Weltrekord führte: in eisiger Kälte (-53 Grad Celsius) absolvierte Kiefer zusammen mit 30 Kameraden im April 1994 einen Formationssprung am Nordpol aus einer russischen Ilyushin 76. Der Landauer brachte zu diesem Weltrekord natürlich auch eine Flasche Pfälzer Weißherbst mit, der am Nordpol bei der eisigen Kälte direkt gefror. Doch das sollte nicht das letzte Mal sein, dass Kiefer sich an Weltrekorden beteiligte: im Jahr 2008, wie auch im Jahr 2014, war Kiefer Teil des deutschen Formationsrekords. Im ersten Jahr schafften die Sportspringer es, eine 200 Mann große Formation an den Himmel in Arizona zu zaubern. Der Rekord wurde in 2014 mit 214 Mann in der Formation getoppt.

Neben dem Fallschirmspringen betreibt Kiefer noch zahlreiche andere Hobbies: Tauchen, Ski fahren, Tennis und Motorrad fahren vernachlässigt er ebenfalls nicht, und kombiniert das Fallschirmspringen mit diesen Hobbies wo es geht: ob mit dem Motorrad zum Flugplatz fahren oder beim Paraski beide Sportarten im Wettkampf vereinen.Seit 40 Jahren ist Rainer Kiefer nun im FSC Südpfalz e.V. tätig, seit den 80ern setzt er sich in verschiedenen Funktionen für die Gemeinschaft ein und hat auch heute noch das Amt des ersten Vorstandes inne. Mit mehr als 5700 Sprüngen, etlichen Titeln und einer deutschlandweiten Bekanntheit in der Springerwelt blickt Rainer Kiefer auf eine mit zahlreichen Erinnerungen gefüllte Zeit im Sport zurück.

Der FSC Südpfalz e.V. bedankt sich für den unermüdlichen Einsatz beim Aufbau, Erhalt und Umbau des Vereins und gratuliert zu 40 Jahren im Fallschirmsport.

Lisa Backes & Roland Meyer

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