217×3 – Erfolg in der Verlängerung
Es war mal wieder Zeit. Nach dem großen Erfolg im September 2015 mit 202 Springern und zwei Formationen ging es zwei Jahre später in Eloy / Arizona mit einem neuen Weltrekordversuch weiter.
Die Vorbereitungen dafür starteten sehr früh im Jahr und die Auswahl der Springer/innen unter den Bewerbungen wurde sehr sorgfältig durchgeführt. Verantwortlich hierfür waren das Dreigestirn der Organisation (Dieter Kirsch, Patrick Passe und Milko Hodgkinson) sowie die jeweiligen Sector Captains (Alia Veselova, Lise Nansen, Andrey Barabash, Craig Girard, Dan BC, Doug Forth, Marco Arrigo, Polo Grisoni und Solly Williams). Der RW-Formationsinteressierte erkennt sofort die Qualität der Akteure.
So kam es, wie es kommen musste, insgesamt mehr als 225 Personen standen am 21.10.2017 früh morgens zum ersten Briefing in Eloy bereit. Sehr schnell wurde allen Anwesenden klargemacht, es geht nicht um eine Erhöhung des 2 Punkte Weltrekords. Dies ist nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum eigentlichen Ziel eines neuen 3 Punkte Weltrekords. Dieses Ziel sollte nun allen in den nächsten sieben Tagen nicht mehr aus dem Kopf gehen. Volle Konzentration wurde immer wieder von den Teilnehmern eingefordert.
An den ersten beiden Tagen wurde mit den Trainingssprüngen die Vorbereitung für den ersten großen Sprung mit allen Teilnehmern angegangen. Hier soll man sich an die Formation in kleinerem Kreis gewöhnen. Nicht nur super erfahrene Springer nutzen dies zur Orientierung der Abstände zu den anderen Springern nach dem Exit, dem Anflugbild und schließlich zur Docksequenz. Die Organisatoren nutzen diese Sprünge für die Umbesetzung der einzelnen Personen zu einer optimalen Aufteilung der Aufgaben in der Formation. Neben einigen Schwierigkeiten waren auch schon gute Fortschritte erkennbar und man konnte nach Plan am dritten Tag mit dem ersten Sprung in Rekordgröße beginnen.
Wer bis jetzt noch nicht aufgeregt war, der ist es spätestens jetzt. Das gilt auch für die Erfahrensten, die Organisatoren, einfach für alle. Mehr als 200 Leute in der Luft, wer das einmal erlebt hat, der vergisst das nie wieder. Bei der Separation (die im Übrigen genau geplant ist und eingehalten werden muss) und bei der Schirmfahrt (auch hier gibt es genaue Regeln) ist das nicht weniger aufregend. Die Einhaltung der Regeln wird genau kontrolliert und bei besonderen Vorkommnissen wird auch entsprechend reagiert. Die sichere Durchführung der Sprünge steht immer vor dem Erfolg.
Nach mehr oder weniger guten Versuchen und einem halben Tag Wind-hold war es dann am Mittwoch, dem fünften Tag des Events, so weit. Am Nachmittag wurde mit einem verletzungsbedingt kleineren Kader 218 ein neuer Weltrekord im Sequenzspringen 2 Punkte aufgestellt. Nach kurzer Freude ging es dann weiter mit den Versuchen für den dritten Punkt. Das klingt schon etwas unglaublich, aber so war es. Das Ziel waren ja drei Punkte und es war nur noch ein Tag übrig.
Am letzten Tag, dem Donnerstag, kam es jeweils zu kleineren Fehlern einzelner Personen und der dritte Punkt wollte einfach nicht gelingen. Am späten Nachmittag wurde dann die Magie des letzten Sprunges beschworen, aber es hat nicht geholfen. Es hat einfach nicht funktioniert. Da war er nun, der Moment, der 2 Punkte Weltrekord geschafft, aber das eigentliche Ziel verfehlt. Und nun? – In diesem Augenblick signalisierte der Platzbetreiber in Eloy die Möglichkeit einer Verlängerung auf den nächsten Tag bis mittags. Dann müssten die gecharterten Flugzeuge spätestens zu ihren Plätzen abfliegen. Diese Möglichkeit wollte sich niemand nehmen lassen, zu viel hatte man bis jetzt investiert und wann käme diese Möglichkeit wieder.
Also ging es nach dem gefühlten Unentschieden in die Verlängerung. Wie bei jeder Verlängerung im Sport wurden die letzten Kräfte mobilisiert. Die vielen Steigflüge bis auf 6000m mit Sauerstoff, die hohen Temperaturen am Boden bis 38°C bei den Briefings und die eigentlichen Sprünge in den letzten Tagen waren schon etwas anstrengend. Im allerletzten Moment war er dann fällig, der neue Weltrekord in der FAI G-2 „Large Formation Sequential Rekords“ mit 217 Springer/innen und 3 Punkten. Dazu beigetragen haben u.a. auch 16 deutsche Teilnehmer.
In meinem letzten Bericht im Freifall Xpress 1/2016 schloss ich schon mit den Worten „Nach dem Rekord ist vor dem Rekord“ – schauen wir mal …
Robert “Bärchen” Jastram
Deutsche Weltrekordler:
Snezana Bastuck, Wolly Beyer, Patric Edel, Thomas Göhring, Stefan Heddesheimer, Franky Hölzner, Petra Jastram, Roland Jung, Dieter Kirsch, Karl Knieper, Wolfgang Löffler, Martin Mall, Bert Schaefer, Gudrun Schlicht, Elisabeth Wagner-Gantzer, Arthur Wensel
Foto: Willy Boeykens